Ist Aldi in den USA noch günstiger als bei uns?
BILD hat zwei Reporter zum Test-Kaufen geschickt
Aldi feiert 40. Geburtstag – nicht in Deutschland, sondern in den USA – und treibt der dortigen Konkurrenz mächtig die Sorgenfalten auf die Stirn...
„Made in Germany“ scheint auch beim Discounter ein gutes Label zu sein. Seit seiner Expansion in den amerikanischen Markt 1976 im US-Staat Iowa schreibt das deutsche Traditionsunternehmen Aldi eine einzigartige Erfolgsgeschichte.
► Mit mittlerweile 1540 Filialen in 36 US-Saaten, mehr als 24 000 Mitarbeitern und einem Jahresumsatz von mehr als zehn Milliarden US-Dollar.
Die Deutschen kommen – und die amerikanische Supermarkt-Branche gerät immer mehr in Aufruhr! Auch die Discount-Kette Lidl will 2018 mit der Eröffnung von 150 Läden die USA erobern und die dortige Erfolgsgeschichte des Rivalen Aldi Süd, der in den USA schlicht als „Aldi“ seine Geschäfte betreibt (Aldi Nord firmiert hier als „Trader's Joe“ mit 453 Filialen), kopieren.
Doch Aldis Expansion geht ungebremst weiter: Jährlich sollen weiterhin zwischen 80 und 130 neue Geschäfte eröffnen, 2018 würden allein zwischen Kansas und der US-Ostküste 1600 Läden mit Sonderangeboten Kunden locken.
► Die Konzern-Strategen wollen Lidl offenbar wenig Spielraum lassen bei der Preisschlacht in Amerikas Supermarktregalen.
Die deutschen Discounter wollen in den USA den enormen Erfolg in Großbritannien wiederholen, wo Aldi und Lidl traditionelle Supermarktketten die letzten Jahre ins Wanken brachten.
Klar scheint, wie das US-Magazin „Forbes“ festhält: In Deutschland sind Aldi (Filialen: 4260/Jahresumsatz 2015: 27,8 Milliarden) und Lidl (Filialen: 3000/Jahresumsatz 2015: 20,8 Milliarden) an ihre Grenzen gestoßen. Robustes Wachstum wird bei der weltweiten Expansion gesucht.
BILD wollte wissen, wie Filialen im Ausland aussehen, welche Produkte sie bieten. Und vor allem: Ist das Vollräumen des Einkaufswagens in New York gar billiger als in Berlin?
Aldi-Shopping in New York
In den fünf Stadtbezirken von New York gibt es vier Aldi-Filialen, weitere vier liegen nahe der Metropole in New Jersey.
Der Testeinkauf findet in Ost-Harlem in einem vier Etagen großen Mega-Shoppingcenter an der 117. Straße nahe des East River, in dem auch die Ketten Costco und Target Filialen haben, statt.
Die Verpackungsgrößen wurden bei Aldi in den USA den Kaufgewohnheiten angepasst. Milch wird in Gallonen bzw. halben Gallonen (knapp 2 Liter) verkauft. In Deutschland gibt's die typische Menge
Fotos: Herbert Bauernebel, Andreas Thelen BILD
Der Aldi hier ist eher ein kleineres Geschäft, unterteilt in vier Regal-Reihen und einer Abteilung mit Gemüse- und Fleisch, alle Waren jedoch vorverpackt.
Der Supermarkt ist schlicht eingerichtet, das Gemüse und Obst wird teilweise noch in riesigen Kartons angeboten. Mitarbeiter fahren mit kleinen Hubstaplern durch die Regale.
Dem Heißhunger der Amerikaner nach Snacks wird mit einem beachtlichen Sortiment an Chips, Salsa, Popcorn oder Energie- und Schockriegeln Rechnung getragen.
Auch die Verpackungsgrößen wurden dem US-Konsum angepasst: Milch wird beispielsweise in Gallonen (3,79 Litern) oder halben Gallonen verkauft.
BILD kaufte einen Querschnitt typischer Produkte ein wie sie eine vierköpfige Familie benötigen könnte: Brot, Spaghetti, Karotten, Snacks – der Einkauf (siehe Tabelle unten) beläuft sich auf 38,56 Dollar (34,38 Euro).
Beim Hähnchen schneidet Aldi in Deutschland teurer ab. Das US-Hünchen fällt deutlich größer aus (2,7 Kilo), vergleicht man den Preis pro Kilo, ist es günstiger
Fotos: Herbert Bauernebel, Andreas Thelen BILD
Die Erfahrung zeigt, dass ein ähnlicher Einkauf in einem anderen Supermarkt in Amerika mindestens das Doppelte gekostet hätte. Schnäppchenjäger kommen also auch in New York auf ihre Kosten und spülen dem Essener Konzern damit trotz niedriger Preise riesige Gewinne in die Kassen.
Die deutsche Discounter-Offensive
Reges Treiben bei Aldi in Berlin
Mitten in Berlin-Kreuzberg ist die Aldi-Filiale ein Abbild der Stadt selbst. Vom Anzugträger über den Punk bis hin zur jungen Familie und der türkischen Oma – alle kaufen hier ein.
Um 11 Uhr bilden sich bereits lange Schlangen an den drei geöffneten Kassen. Der Discounter ist verhältnismäßig klein im Vergleich zu manch anderen der insgesamt 30 Filialen alleine in Berlin.
Auffällig ist: Die Produktpalette in den USA scheint etwas anders zu sein als in Deutschland. Die sogenannten „Franks“-Würstchen müssen mit Wienerwürstchen, die Cheeseballs mit Erdnusflipps verglichen werden.
Der Großteil der Produkte ist jedoch in beiden Läden gleich. Vor allem bei den „Basics“ wie Joghurt, Nudeln und Co. bietet Aldi eine günstige Alternative zur Konkurrenz.
Zwar fallen hierzulande die Verpackungsgrößen anders aus, preislich kann Lebensmittel-Discounter jedoch im direkten Vergleich mit New York besser abschneiden.
Auch beim verglichenen Kaffee der Hausmarke schneidet Aldi hierzulande teurer ab. Insgesamt ist ein Großteil der Produkte jedoch günstiger
Fotos: Herbert Bauernebel, Andreas Thelen BILD
Insgesamt kosten die 16 Produkte unseres „Standarteinkaufs“ gerade einmal 27,61 und damit 6,77 Euro weniger – immerhin rund 25 Prozent!
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