Doch eines bleibt unheimlich: wie viele Finanz- und Lokalisierungsdaten der Kunden Google und die beteiligten Händler dafür wohl austauschen. Es könnte auch ein weiterer Nagel im Sarg des Bargelds sein - neben Android Pay und dem Bezahlen mit der Apple Watch. Den Ermittlungsbehörden kann die Entwicklung eigentlich nur recht sein, denn Bargeld, vor allem in hohen Summen, wird eben auch oft für kriminelle Geschäfte vom Drogenhandel bis zum Terrorismus verwendet.
Die McDonald’s-Filiale in Mountain View im Silicon Valley - nicht weit entfernt vom Firmensitz des Online-Giganten Google. Es gibt die üblichen Burger, Pommes und süße Limonade. Und doch ist diese Filiale anders: "I’d like to pay with Google".
System "Hands Free"
An der Kasse muss ich nur sagen, dass ich “mit Google” bezahlen möchte - und schon gehört der Cheeseburger mir. “Hands Free” heißt das System - und tatsächlich brauche ich dafür - keine Hand zu rühren: Mein Geldbeutel liegt noch im Auto, und selbst das Smartphone bleibt in meiner Hosentasche. Es hat aber - automatisch und mit meinem Einverständnis - den Google-Servern gemeldet, dass ich hier in dieser Filiale bin. Ich muss der Kassiererin nur noch meine Initialen sagen, und auf dem Bildschirm der Kasse erscheint ein Foto von mir - sie bestätigt, dass tatsächlich der Typ vom Foto vor ihr steht - und der Rest der Zahlung läuft über Google. Das Ganze geht so schnell und reibungslos, dass ich einerseits fasziniert bin - und andererseits ist mir unheimlich, wie viele Daten die beiden Großkonzerne Google und McDonald’s im Hintergrund wohl über mich austauschen. Also frage ich andere Kunden, ob das System was für sie wäre: Das klinge cool, sagt Dennis. In Sachen Datenschutz hat er keine Bedenken - er glaube, dass Google gute Dinge tue.
Schwarzgeld und Geldwäsche leichter auffindbar
Zusammen mit der in den USA allgegenwärtigen Kreditkarte nutzen diese neuen bargeldlosen Zahlungsmtehoden auch dem amerikanischen Staat, weil sich so Schwarzgeldzahlungen oder Geldwäsche leichter finden lassen. Während ein Ende des Bargelds in Ländern wie Schweden offenbar fast schon absehbar ist, scheint mir dasselbe in den USA dagegen undenkbar. Allein schon wegen der Trinkgeldkultur hier: Die Stundenlöhne sind so niedrig, dass zum Beispiel Kellnerinnen und Kellner oder auch Friseure auf Trinkgelder angewiesen sind - ich selbst habe allein dafür immer etliche 1- und 5-Dollar-Noten im Geldbeutel. Das Gleiche gilt für Straßenmusiker oder Obdachlose. Und doch sagt Vanessa Hughes, Bargeld bringe für sie als Inhaberin eines kleinen Süßigkeitenladens auch Probleme: Bei ihr hätten Leute auch schon mit gefälschten 10- und 20-Dollar-Noten bezahlt - wenn selbst bei diesen kleinen Scheinen Fälschungen im Umlauf seien, dass tue einem Geschäft wie ihrem schon weh.
Liebe zum Bargeld bleibt
Passant Ian sagt, er liebe Bargeld - und erinnert an Prostituierte oder Stripperinnen und Stripper - es sei zwar nicht in allen Bundesstaaten legal, was sie tun, aber sie müssten doch auch leben und seien Teil der amerikanischen Gemeinschaft. Aber wer weiß, vielleicht arbeiten Google und Co. ja auch da schon an einer neuen technischen Lösung. Das klinge cool, sagt Dennis. In Sachen Datenschutz hat er keine Bedenken - er glaube, dass Google gute Dinge tue.
“Hands Free” geht beim bargeldlosen Bezahlen vermutlich technisch am weitesten, aber grundsätzlich ist die Idee natürlich nicht neu: Schon die in den USA allgegenwärtige Kreditkarte ersetzt in vielen Fällen das Bargeld - selbst Kleinstbeträge von ein paar Dollar kann ich hier damit zahlen.
Annie dagegen zahlt alles bar und benutzt noch nicht mal Kreditkarten. Das spare eine Menge Geld bei den Kreditzinsen, erklärt mir die Immobilienmaklerin. Schon seit einer Weile gibt es Systeme, bei denen man sein Smartphone an der Kasse an ein Lesegerät hält und dann per Geheimzahl oder mit dem Fingerabdruck die Zahlung freigibt. Brian könnte sich gut vorstellen, dass er irgendwann mit Google bezahlen wird.
Funktion auch in der Apple Watch
Apple hat die Funktion auch in die Apple Watch eingebaut - im Supermarkt zahle ich regelmäßig, indem ich die Hand mit der Uhr an den Leser halte. Apple-Chef Tim Cook hat die Position seiner Firma in Sachen Datenschutz klar formuliert - wie hier im Interview mit dem Journalisten Charlie Rose: Apple versuche, bei diesen neuen Diensten bewusst keine Daten zu sammeln, so Cook. Und trotzdem hinterlasse ich beim Bezahlen mit Apple Pay natürlich eine Datenspur - am Ende zumindest bei meiner Kreditkartenfirma, die die Zahlungen von meinem Konto abbucht. Das wiederum nutzt auch dem amerikanischen Staat, weil sich so Schwarzgeldzahlungen oder Geldwäsche leichter finden lassen.
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