Etwas Außergewöhnnliches passiert in Amerika. Und zwei Dinge treiben diese Veränderung an: Die bemerkenswerte Fähigkeit des Landes, sich zu regenerieren und Barack Obamas Talent, das Gute in den Menschen hervorzurufen.
Von Arianna Huffington
Präsident der Herzen: Barack Obama
Etwas Außergewöhnliches passiert, wenn Sarah Palin, Joe Liebermann und die republikanische Kongressabgeordnete Michele Bachmann eiligst ihre Verunglimpfungen einstellen und sich mit Nettigkeiten über Obama geradezu überschlagen und das „gewaltige Signal“ loben, das in dieser Wahl gesetzt wurde. Dieser Lobgesang lässt sich schnell als taktisches Manöver entlarven, denn schließlich wollen sie nicht als diejenigen in die Geschichte eingehen, die auf der falschen Seite stehen.
Obamas bemerkenswerte Fähigkeiten
Doch da steckt noch mehr dahinter. Dieses Verhalten zeigt, dass gewisse Momente in bestimmten Menschen das Beste hervorrufen – das gilt auch für Personen, die uns die schlimmsten Seiten des menschlichen Charakters offenbart haben. So hart es auch sein mag, das zu akzeptieren: In uns allen existiert das Gute und das Böse Seite an Seite. Alexander Solschenizyn drückte es so aus: “Die Grenze zwischen Gut und Böse verläuft nicht durch Staaten, Klassen und auch nicht durch Parteien – sie verläuft mitten durch das Herz des Menschen.“ Und die größten Anführer sind diejenigen, die uns dazu inspirieren, auf der guten Seite der Solschenizyn-Grenze zu stehen. Obama erreicht mehr.
Der Kolumnist David Brooks schrieb kürzlich: „Man hätte annehmen können, dass seine zerrissene Kindheit Obama zu einem Politiker mit verborgenen Wunden und enormen persönlichen Bedürfnissen macht. Doch er zeigte in den vergangenen zwei Jahren keinerlei Anzeichen für so ein Verhalten.“ Er ist jemand, dessen zerrissene Kindheit ihn hätte leicht in ein chaotisches Leben stürzen können. Doch Barack Obama hat es irgendwie geschafft – und das, so weit bekannt ist, auch ohne die Hilfe Tausender Therapiestunden – sich sein Leben und sein Verhalten nicht von irgendwelchen Lebensumständen diktieren zu lassen.
Realismus statt Höhenflüge
Während des Wahlkampfs war Obama ein Lehrbeispiel für Gelassenheit. Unterstellungen, dass er ein Moslem sei oder mit Terroristen sympathisiere, schiebt er einfach von sich. Erfundene Anschuldigungen, er sei ein „Sexist“, „Sozialist“ und „unamerikanisch“ steckt er locker weg – er lässt es nicht an sich heran. Er zeigt uns, dass wir in der Lage sind, selbst darüber zu entscheiden, ob uns Rückschläge und Angriffe aus der Bahn werfen. In den vergangenen 21 Monaten ist viel über Obamas Gelassenheit, die er auch in harten Zeiten beibehält, geschrieben worden. Weniger wird hingegen darüber geschrieben, dass er auch im Angesicht des Triumphs eben diese Ausgeglichenheit und dieses Selbstbewusstsein an den Tag legt.
Am Wahlabend hätte er transzendent werden können. Er hätte seinen Anhängern sogar noch die letzte Freudenträne und den letzten Jubelschrei entlocken können. Doch er tat es nicht. Stattdessen erlaubte er sich in seiner würdevollen Rede ein paar Höhenflüge, um sich dann wieder ganz seiner Art entsprechend reflektiert und bodenständig zu geben.
US-Wähler ließen sich nicht einwickeln
Dem amerikanischen Volk ist anzurechnen, dass es Obamas Beispiel folgte und sich ebenso reflektiert zeigte. Trotz der scheinbar endlosen Nebenkriegsschauplätze, die sich während der Vorwahlen und des Wahlkampfs auftaten, wollte sich die Öffentlichkeit nicht ablenken lassen. Diese Manöver haben im Jahr 2004 noch gut funktioniert – doch das gilt nicht fürs Jahr 2008. Zielstrebig bahnte sich Barack Obama im Karneval der albernen Angriffe und Angst schürender Parolen seinen Weg. Und die Wähler folgten ihm. Die Entscheidung der Amerikaner auf eine Wahlkampagne zu reagieren, die an die Fähigkeit über sich selbst hinauszuwachsen appelliert, zeugt davon, dass die Menschen in der Lage sind, sich wieder auf den richtigen Weg zu besinnen. Nachdem in den vergangenen acht Jahren die Grundsätze unseres Landes angegriffen wurden, zeugt dieses Verhalten von der inhärenten Fähigkeit des Landes, sich zu regenerieren.
Ein Land lässt sich nur in dem Maße verändern, wie sich seine Bewohner verändern – und manche Veränderungen lassen auf sich warten – siehe Entscheid „Proposition 8“, der gleichgeschlechtliche Ehen verbietet.
Aber zurück zu Solschenizyn, der einst sagte: „Wo fangen Sie an, wenn Sie die Welt verändern möchten – bei sich selbst oder bei den anderen?“ Unser designierter Präsident ist ein flammender Anhänger von Abraham Lincoln, der nicht nur das Land reformierte, sondern auch die Menschen zum Umdenken brachte. Barack Obama wird unaufhörlich mit Franklin D. Roosevelt verglichen, der uns nicht nur ein Bündel an Wirtschafts- und Sozialreformen brachte, sondern uns auch die berühmteste Lektion in unserer Geschichte erteilte: „Das einzige, das wir fürchten müssen, ist die Furcht selbst.“
quelle: huffington post
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