AUSWANDERER-SERIE
Arbeiten am Strand des Pazifiks
USA: Arbeiten am Strand des Pazifiks - AUSWANDERER-SERIE - Jürgen Steinmetz in Honolulu |
Seit 24 Jahren genießt der aus Düsseldorf stammende Jürgen Steinmetz seinen Job auf Honolulu.
„Wenn ich nach Deutschland komme, wird mir erst bewusst, wie sehr ich das triste Novemberwetter vermisse.“ Jürgen Steinmetz lacht bei diesen Worten, blickt aus dem Fenster in das wolkenverhangene Grau des deutschen Frühlings. Grade ist er zu Besuch in seiner alten Heimat, doch die braun gebrannte Haut und ein leichter Akzent lassen vermuten, dass der gebürtige Düsseldorfer an einem weit entfernten Ort seine neues Zuhause gefunden hat. Ein Ort, an dem man Nieselregen nur aus Erzählungen kennt.
Sein halbes Leben schon wohnt er am anderen Ende der Welt. Wenn Jürgen Steinmetz am Morgen zur Arbeit aufbricht, schlendert er die 500 Meter Fußweg von seinem Haus durch dichtes Urwaldgestrüpp bis zu seinem Arbeitsplatz. In nichts weiter als Flip-Flops, Shorts und Hemd. Am Büro angekommen, ist es Sand, der an seinen Füßen klebt und die Sonne, die das ganze Jahr mit 24 Grad auf seine Haut scheint. Mit dem Laptop verrichtet er am schier endlosen Sandstrand des North Shore auf Hawaii sein Tagewerk. Er ist Geschäftsführer und Redakteur von eTurboNews, einer Online-Fachzeitschrift für die Tourismusbranche. Im Surferparadies und 2000-Einwohner-Örtchen Haleiwa auf der Hauptinsel Honolulu lebt und arbeitet der 64-Jährige an einem Ort, der für andere Menschen kühnste Urlaubsfantasie ist.
Die Kneipen vermisst
„Hier herrscht ein einzigartiges Lebensgefühl, ein ‘easyer Lifestyle’, der mit Deutschland nicht zu vergleichen ist“, erklärt der Inselbewohner die Vorzüge seine neuen Heimat. Schon in jungen Jahren hat es ihn weg vom Rhein, hinaus in die Welt gezogen. Nach einer Ausbildung zum Reiseverkehrskaufmann gründete er ein eigenes Unternehmen: „Mit ein paar Kollegen wollten wir im Billigflieger-Markt Fuß fassen. Unser Büro lag mitten in der Innenstadt von Düsseldorf. Auf dem Boden haben wir gehockt um einen einzigen Telefonapparat. Aber das Geschäft lief wunderbar.“ So kam es bereits 1976 zu ersten Geschäftskontakten in die USA. „Die Greencard bekam ich dann recht schnell, arbeitete für das indonesische Tourismusoffice und organisierte Touren zwischen Bali und Hawaii.“ Den Inselstaat im Pazifik schloss er in sein Herz. Schließlich kam die Idee vom der Fachpublikation für die Tourismusindustrie, die heute mehr als 230 000 tägliche Leser hat.
Wenn er über Hawaii spricht, seiner Heimat seit nunmehr 24 Jahren, glänzen seine Augen: „Es ist eine andere Welt: Jeder kennt sich, bei einem Meeting mit dem Bürgermeister muss man nicht unbedingt ein Shirt am Oberkörper anhaben. Wenn ich in der Mittagspause Lust bekomme, gehe ich einfach im Meer schwimmen. Im Verkehr sind alle so freundlich, ganz anders als der Kleinkrieg auf deutschen Straßen.“
Mittlerweile ist er ein echter Inselbewohner geworden. Deshalb setzt sich Jürgen Steinmetz auch für die hawaiianische Tourismus Organisation ein. „Ich möchte helfen, dass die lokalen Hotelbetreiber profitieren und nicht irgendwelche Konzerne vom Festland.“ Gemeint ist damit ein Hotelneubau des Disney-Konzerns, der den Einheimischen sehr missfällt.
Seychellen, Hamburg, New York und wieder zurück nach Hawaii. Das ist eine normale Woche für den ledigen Globe-Trotter: „Eine Familie würde sich mit meinem Job nicht vereinbaren lassen. Und um aufzuhören macht er mir einfach zu sehr Spaß.“ Trotzdem versucht er immer wieder auch Düsseldorf einen Besuch abzustatten. „Vier, fünf mal im Jahr versuche ich Messeaufenthalte in Europa damit zu verbinden, meine Eltern zu besuchen und alte Freunde zu treffen“.
Just in diesem Moment klingelt sein Telefon, Jürgen Steinmetz verabredet sich „auf ein Bierchen“ in die Altstadt. „Die deutsche Gemütlichkeit, die Kneipen und Bars, doch, die vermisse ich sehr“, überkommt es ihn, ehe er aufbricht um seine fast 90-Jährigen Mutter vorher noch schnell zum Supermarkt zu fahren, „und natürlich meine Eltern. Trotzdem habe ich nicht die Absicht, jemals wieder ganz zurück zu kommen.“ source: derwesten
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