Kubas Nationalflagge flattert in Washington
Dieser Tag wird in die Geschichte eingehen. Nach 54 Jahren Eiszeit ist es nun offiziell: Die USA und Kuba haben wieder volle diplomatische Beziehungen aufgenommen. Die einstigen Erzfeinde haben in der Hauptstadt des jeweils anderen Landes wieder eine Botschaft.
In der Eingangshalle des US-Außenministeriums hängt die kubanische Flagge nun wieder neben den Fahnen der anderen Länder, mit denen die USA diplomatische Beziehungen unterhalten.
Die kubanische Flagge mit fünf blau-weißen Streifen und einem roten Dreieck mit weißem Stern wurde am Montagmorgen (Ortszeit) an einem Fahnenmast in der imposanten Marmorlobby des State Department in Washington gehisst.
Die Flaggen der Partnerländer der USA sind dort in alphabetischer Reihenfolge platziert: Kubas Flagge (Cuba) hängt nun zwischen Kroatien (Croatia) und Zypern (Cyprus).
Auch in der kubanischen Botschaft in Washington wurde zur Wiedereröffnung die Fahne des sozialistischen Staates gehisst.
Das herrschaftliche Anwesen in der 16th Street liegt knapp drei Kilometer nördlich vom Weißen Haus. Es diente Kuba schon vor dem Abbruch der Beziehungen 1961 als diplomatische Vertretung. Seit 1977 war in dem Gebäude die Interessenvertretung des Landes untergebracht, unter der Schirmherrschaft der Schweizer Botschaft.
Kubas Außenminister in Washington
Kubas Außenminister Bruno Rodríguez ist für die feierliche Wiedereröffnung mit einer rund 30-köpfigen Delegation nach Washington gereist – es ist der erste offizielle Besuch eines kubanischen Außenministers in den USA seit der Revolution 1959.
Zu den 500 geladenen Gästen zählen auch zahlreiche weitere Kubaner, darunter der bekannte Sänger Silvio Rodríguez. Auch der Leiter der US-Vertretung in Havanna, Jeffrey DeLaurentis, und die Abteilungsleiterin für Lateinamerika im US-Außenministerium, Roberta Jacobson, haben ihr Kommen zugesagt. Jacobsen hatte die Verhandlungen zur Aufnahme der diplomatischen Beziehungen mit Kuba geleitet.
Nach der Zeremonie sollte Außenminister Rodríguez von seinem amerikanischen Amtskollegen John Kerry im State Department empfangen werden. Nach dem Treffen ist eine gemeinsame Pressekonferenz geplant.
Noch keine US-Fahne in Havanna
Die USA hatten am Montag keine Eröffnungsfeier ihrer Botschaft in Havanna. Kerry will aber im August nach Kuba reisen, um dort an der Botschaft die US-Flagge zu hissen.
Bis beide Länder neue Botschafter benennen, bleiben die Verantwortlichen der bisherigen Interessenvertretungen als Geschäftsträger im Amt, José Ramon Cabañas für Kuba und Jeffrey DeLaurentis für die USA.
Rückblick: Entwicklungen der letzten Monate
US-Präsident Barack Obama und Kubas sozialistischer Staatschef Raúl Castro hatten im Dezember eine historische Annäherung zwischen den Erzfeinden aus dem Kalten Krieg eingeleitet.
Im Januar lockerte Obama bereits einige Reise- und Handelsbeschränkungen. Drei Monate später begegneten sich Obama und Castro beim Amerika-Gipfel in Panama-Stadt – das erste offizielle Treffen eines US-Präsidenten mit seinem kubanischen Kollegen seit 1959. Ende Mai strich Washington Kuba von seiner Terrorliste, Anfang Juli kündigte Obama schließlich die Wiedereröffnung der Botschaften an.
Republikaner gegen Annäherung
Kuba dringt zudem auf eine Aufhebung des seit 1962 geltenden Embargos gegen den Karibikstaat. Die Handelssanktionen kann aber nur der US-Kongress aufheben. Die oppositionellen Republikaner, die im Senat und im Repräsentantenhaus eine Mehrheit haben, sind bisher strikt gegen die Annäherung an Kuba.
Der republikanische Senator und Präsidentschaftsbewerber Marco Rubio kündigte bereits an, die diplomatischen Beziehungen im Falle seiner Wahl zum Präsidenten sofort wieder abzubrechen. Im Nachrichtensender CNN sprach der Sohn kubanischer Einwanderer am Sonntag von der Anerkennung einer „antiamerikanischen, kommunistischen Tyrannei”.
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