IN DIESEN FÄLLEN IST EIN ZWEITPASS SINNVOLL
PROBLEME AN GRENZEN VERMEIDEN
Wer viel in der Welt herumreist, dürfte zuweilen in Situationen geraten, in denen er gern noch einen anderen Pass dabei hätte |
Es gibt Situationen, da wünscht man sich einfach einen zweiten Pass. Etwa auf dem Ben-Gurion-Flughafen in Israel, wenn die Passkontrolleure erst misstrauisch auf den Stempel tippen, der verrät, dass man sich kürzlich in den Vereinigten Arabischen Emiraten aufgehalten hat, und dann ziemlich detailliert erfahren wollen, was man denn da getrieben habe – wobei Urlaub irgendwie nicht die richtige Antwort zu sein scheint, so hartnäckig wie die Frage wiederholt wird.
Oder bei der Beantragung des Visas, für welches es nötig ist, den Pass per Post einzuschicken, damit die Botschaftsbeamten den Aufkleber mit der Aufenthaltserlaubnis gleich in das Dokument heften können – nur leider braucht man den Pass in wenigen Tagen für eine andere Reise. So schnell dürfte die Botschaft nicht arbeiten, dass das Dokument dann wieder zurück wäre. Was tun?
Ein zweiter Pass, so viel ist klar, könnte sehr viel Stress verhindern – und unangenehme Fragen. Doch in der Bundesrepublik Deutschland darf grundsätzlich niemand mehrere Pässe besitzen. So steht es im Gesetz. Was indes die wenigsten wissen: Ausnahmen sind durchaus möglich. Man muss lediglich ein berechtigtes Interesse nachweisen – und das ist oft leichter getan als gedacht.
Wer zum Beispiel aus beruflichen Gründen viel reisen muss und in eine Situation gerät, in der ein Pass nicht ausreicht – etwa wegen der zeitlichen Verzögerungen bei der Visabeschaffung – kann einen Zweitpass beantragen. Ebenso, wer nachweislich in einen Staat reist, der bekannt dafür ist, dass deren Grenzer schon mal die Einreise verweigern, wenn der Pass auch Stempel aus ganz bestimmten anderen Ländern aufweist – wie es etwa bei der Einreise in arabische Staaten vorkommen kann, wenn man zuvor in Israel war.
Wer einen solchen konkreten Grund vorweisen kann, bekommt in der Regel auf dem Einwohnermeldeamt ohne Probleme einen zweiten Pass. Allgemeine Begründungen – etwa, dass man generell viel reise – reichen hingegen nicht aus. Auch wer zuvor schon mehrere Pässe hatte, muss bei der Beantragung eines neuen Zweitpasses erneut die Gründe nennen.
BEI DER BOTSCHAFT NACHFRAGEN
Wie erfährt man nun, ob die Stempel im Pass Probleme machen können? Am besten fragt man bei der Botschaft des avisierten Reiselandes nach. Einen ersten Überblick gibt zudem die Internetseite des Auswärtigen Amtes. Hier finden sich allerdings nur für sehr wenige Länder ausdrückliche Hinweise darauf, dass die Einreise aufgrund eines unerwünschten Stempels verweigert wird.
Für den Libanon zum Beispiel, dessen Hauptstadt Beirut sich bis zum Wiederaufflammen der Unruhen ja gerade erst als „Paris des Nahen Ostens“ in Erinnerung gebracht und zurück auf die touristische Landkarte gesetzt hatte. „Reisende, die sich zuvor in Israel aufgehalten haben, werden, wenn dieses aus dem Reisedokument ersichtlich ist (z. B. durch israelische Einreisestempel oder Ausreisestempel von jordanischen oder ägyptischen Grenzübergängen zu Israel), regelmäßig an der Grenze zurückgewiesen“, heißt es auf der Seite des Auswärtigen Amtes, „auch wenn bereits ein Visum erteilt wurde.“
WAS BRAUCHT MAN FÜR DEN ZWEITPASS?
Wird die Begründung akzeptiert, werden benötigt: der bisherige Reisepass oder Personalausweis, eventuell Geburts-, Ehe- oder Lebenspartnerschaftsurkunde, ein aktuelles biometrietaugliches Passfoto – und der Nachweis des berechtigten Interesses. Wie das konkret aussieht, ist von Amt zu Amt verschieden. Manchmal reicht es aus, mündlich die Absicht einer Reise zu erklären. Andere wollen Flugtickets oder andere Reise-Belege sehen.
Ein Zweitpass wird für sechs Jahre ausgestellt, die vorläufige Variante – wenn es schnell gehen muss – ist nur ein Jahr gültig. Der Reisepass mit 32/48 Seiten kostet 59 beziehungsweise 81 Euro für Personen, die das 24. Lebensjahr vollendet haben, sowie 37,50 bzw. 59,50 Euro für alle jüngeren. Ein Reisepass im Expressverfahren kostet zusätzlich jeweils 32 Euro, ein vorläufiger Reisepass 26 Euro, ein Kinderreisepass 13 Euro.
EIN ZWEITPASS KANN AUCH ÄRGER MACHEN
Hat man erst mal einen zweiten Pass, etwa für die Reise nach Israel, wird man bald erfahren, dass so viele leere Seiten auch woanders sehr praktisch sind. Etwa bei der Einreise in die USA, wo sich schon so mancher Tourist, der einfach gern in der Türkei oder in Kuba Urlaub macht, vor nachhakenden Passkontrolleuren um Kopf und Kragen geredet hat.
Allerdings: Das Leben ist nicht unbedingt leichter mit zwei Pässen. Natürlich muss man sich unter Umständen am Flughafen auf die Frage gefasst machen, warum denn der Pass bisher noch gar keine Stempel aufweise – oder ausschließlich eines Landes? Ob man denn nicht auch andere Länder der Erde besuche?
Auch ist in manchen Ländern, etwa in Afrika, der Besitz von zwei Pässen illegal. Wenn auf einer Rundreise der Grenzbeamte bei der Einreise den Ausreisestempel des Nachbarlandes sucht, der allerdings im Zweitpass ist, muss man sich auf langwierige Diskussionen einstellen – wenn nicht gar auf die Verweigerung der Einreise.
Was also tun? Zunächst versuchen, mit einem Pass auszukommen. Geht das nicht, den Zweitpass sparsam einsetzen – und nach Möglichkeit nicht auf Rundreisen. Wer eine Reise nach Israel plant, kann einen israelischen Stempel im Reisepass übrigens durchaus vermeiden. Auf Wunsch wird bei der Einreise der Vermerk auf einen losen Zettel gestempelt, der dem Pass beigelegt wird – und den man bei der Ausreise natürlich wieder vorlegen muss.
Wer also auf den Stempel aus Israel in seinem Pass verzichten kann, erspart sich unter Umständen auf späteren Reisen in arabische Länder diverse Unannehmlichkeiten. Und die Beantragung eines Zweitpasses.
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