Luxusreisen
Kreuzfahrt über den Wolken
Im Jahr 2009 will Hapag-Lloyd das Geschäft mit den Kreuzflügen wiederbeleben. Die eigens gebaute „Albert Ballin“ geht im März auf Jungfernflug erster Klasse.
Champagner darf an Bord des Hapag-Lloyd-Kreuzflugzeugs „Albert Ballin“ nicht fehlen
Mit dem Luxusreiseprojekt knüpft Hapag-Lloyd an ein Konzept aus den 1980er- und 1990er-Jahren an. Aufgrund eines Flottenwechsels musste das Unternehmen 1999 das Segment schließlich einstellen. Doch die Idee ließ Hapag-Lloyd nicht los, erinnerte sich Sebastian Ahrens, Sprecher der Geschäftsführung. So kehrten die Kreuzflüge 2007 mit verbesserten, aber angemieteten Maschinen in das Programm des Reiseveranstalters zurück. Fünf Routen dieser Art sind seit diesem Zeitpunkt um die Welt gegangen.
22 000 für günstigstes Ticket
Das Angebot sei so gut angekommen, dass Hapag-Lloyd die Kreuzflüge nun mit einer eigens für diesen Zweck gebauten Maschine optimieren wolle, begründet Ahrens die Entscheidung für die Boeing „Albert Ballin“ – benannt nach dem früheren Generaldirektor (1857-1918) des Unternehmens. Bei der Neuauflage stehen jeweils von November bis April fünf Routen auf dem Plan. Kostenpunkt: zwischen 22 000 und 40 000 Euro pro Person. Der Rundum-Service beinhaltet einen Gepäckservice ab Wohnungstür, einen eigenen Bordarzt sowie ein Gourmet-Catering an Bord. Die maximal 52 Gäste werden von Lektoren individuell auf die jeweiligen Reiseziele vorbereitet. Übernachtet wird standesgemäß in Luxushotels oder Lodges. Ein ähnliches Projekt mit einem Kreuzflug pro Jahr bieten bereits Consul Weltreisen aus dem Rheinland sowie ein Schweizer Veranstalter an.
„Das muss man erlebt haben“, so Hapag-Lloyd-Stewardess Heidemarie Hauenschild. Die Art zu reisen sei eine völlig andere Welt, weil der Passagier innerhalb kurzer Zeit viel erlebe, betont die 58-Jährige. Besonders seien natürlich auch die Gäste – „ein ganz anderes Publikum, ein ganz anderes Miteinander“. Wegen der begrenzten Zahl an Reisenden lerne man sich gut kennen und gehe harmonischer miteinander um.
Etwas kritischer bewerten Tourismusexperten das Konzept. „Wenn ein Privatjet für einige Betuchte durch die Welt fliegt, damit sie ein paar Orte erkunden können, ist das ökologisch ein absoluter Skandal und in Zeiten des Klimawandels ein Unding“, meint Michael Müller-Görnert vom Verkehrsclub Deutschland (VCD) in Berlin. Zwar falle ein einzelner Jet wie dieser in der Masse des Flugverkehrs nicht sonderlich ins Gewicht. Dennoch blieben Schiffsreisen die weitaus umweltschonendere Variante der Kreuzfahrerei.
Genug Geld und genug Nachfrage
Zweischneidig sieht Karl Born, Professor für Tourismuswirtschaft an der Hochschule Harz in Wernigerode, das Angebot. Dessen Marktfähigkeit beurteilt er als sehr gut: „Das ist ein Thema, was ankommt.“ Es gebe eine Polarisierung in der touristischen Nachfrage, und hier bediene das Konzept vielversprechend den oberen Bereich, weil es sich um ein „absolutes Luxussegment“ handle. „Da gibt es genug Geld und genug Nachfrage“, so der Experte. Ökologisch betrachtet werde hingegen „für wenig Leute ganz schön viel Kerosin in die Luft geblasen“. Dies sei ein Aspekt, den jeder selbst anhand seines individuellen Umweltbewusstseins mit sich ausmachen müsse.
„Wir haben nicht ausgerechnet, wie hoch der Kohlendioxid-Ausstoß pro Passagier auf einem Kreuzflug im Vergleich zu einer Kreuzfahrt ist“, sagte Ahrens. Allerdings sei die Kohlendioxid-Bilanz bei derselben Reiseroute mit einem Linienflug wesentlich schlechter, da dies keine Direktflüge seien. Die aktuelle Wirtschaftskrise sieht der Sprecher der Geschäftsführung nicht als hinderlich für die Etablierung des Projektes: „Es gibt nach wie vor eine Klientel, die so etwas buchen kann und will“, betont Ahrens und verweist auf einen derzeitigen Interessentenstamm von mehr als 1000.
Am 5. März schickt Hapag-Lloyd „Albert Ballin“ auf Jungfernkreuzflug. „Eine Handvoll Plätze“ für die 18-tägige Reise nach Südamerika sind laut Ahrens noch frei. Weitere Angebote aus dem Katalog für die Wintersaison 2009/2010 führen in den Orient, nach Indien und Südostasien.
source: focus
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen