Codesharing
LH buchen, XY fliegen
Wenn zwei Airlines sich einen Flug teilen, nennt man das Codesharing. Unterschiede gibt es nicht in der Sicherheit, allenfalls im Service – zumindest theoretisch.
Von FOCUS-Online-Redakteurin Tinga Horny
Bei Flugallianzen hat man das Problem: Mit welcher Airline fliegt man eigentlich?
Nicht viel. „Code-Share-Flüge sind heute so selbstverständlich geworden, dass sich keiner mehr darüber Gedanken macht, welche rechtlichen und moralischen Verpflichtungen sich daraus ergeben. Das wird verdrängt“, erklärt Ronald Schmid, der nicht nur Professor für Reise- und Luftverkehrsrecht ist. Seit vielen Jahren beobachtet er das Gebaren der Airlines – nicht nur aus Juristensicht, sondern auch als kritischer Verbraucher.
Bündnisse zwischen ungleichen Airlines
Zwar geben alle Airline-Pressestellen pflichtgemäß zu Protokoll, dass bei Code-Share-Flügen peinlich auf die gleichen Sicherheitsstandards und vergleichbare Produkte geachtet wird. Faktisch fragt sich aber auch der Laie, was eine Lufthansa beispielsweise mit einem Star-Alliance-Partner wie Turkish Airlines gemein hat? Die türkische Fluggesellschaft mag zwar alle geforderten Mindestsicherheitsstandards erfüllen, aber sie hat eindeutig einen schlechteren Flugunfallrekord als der deutsche Carrier.
Und in Sachen Service scheint es sich auch nicht immer um gleichwertige Flugunternehmen zu handeln. Wie sonst könnte die British Airways beispielsweise Flug BA4780 von Frankfurt nach Manchester anbieten, aber vom Billigflieger Flybe ausführen lassen?
Airlines nutzen Code-Share-Flüge und vor allem Flugallianzen also nicht nur, um ihrer Kundschaft mehr Routen und mehr Ziele zu bieten. Wer vor allem die Codesharings mit osteuropäischen und asiatischen Fluglinien unter die Lupe nimmt, der kommt sehr schnell zum Schluss: Mit gezielter Kooperation untereinander lassen sich auch relativ risikolos neue Märkte aufrollen.
Im Rahmen der Star Alliance kooperiert Lufthansa auch mit der japanischen Airline ANA
Wer mit wem Codesharing-Abkommen eingehen darf, ist in den jeweiligen Luftverkehrsabkommen zwischen der Bundesrepublik und den Partnerstaaten geregelt. „Im europäischen Luftverkehrsmarkt ist Codesharing grundsätzlich allen Luftfahrtunternehmen gestattet“, erklärt Hans-Henning Mühlke vom Luftfahrtbundesamt.
Qantas zählt zu den Pionieren des Codesharings
Die wenig später im Zuge der ersten Liberalisierung des Flugverkehrs entstandenen Flugallianzen wie Star Alliance, One World oder SkyTeam haben Codesharing zum Prinzip erhoben und ausgebaut.
Die große Konkurrenz zur Star Alliance heißt Oneworld
Codesharing kann sich auch lohnen, wenn eine Airline ausprobieren will, ob es genügend Interesse an einem neuen Ziel gibt. Statt selbst hinzufliegen, probiert man es erst einmal mit einer Airline, die dort bereits hinfliegt.
Aber auch Passagiere haben Vorteile. Vor allem bei nicht direkten Flügen. Wer von A nach C über B fliegen muss und das Pech hat, dass die bevorzugte Airline die Route nicht selbst fliegt, ist besser dran mit einem Code-Share-Flug. Vor allem die aufeinander abgestimmten Abflugzeiten und die durchgehende Gepäckbeförderung sparen Zeit. Man muss auf den Anschlussflug nicht lange warten und auch das Gepäck nicht noch einmal selbst einchecken – wie das der Fall wäre, wenn man von A nach B und von B nach C mit verschiedenen Airlines reisen würde.
Kooperierende Airlines sollten vergleichbare Sicherheitsstandards haben
Wer zudem Mitglied einer Flugallianz ist, der hat lange Listen von Sicherheits- und Produktforderungen zu erfüllen. Das heißt aber nicht, dass alle miteinander zusammenarbeitenden Fluggesellschaften über einen Kamm geschoren werden. „Natürlich gibt es Unterschiede“, so Lorenz, „es sind ja verschiedene Airlines.“
Airlines informieren auf allen gedruckten Tickets, Bordkarten und Passagierquittungen über Code-Share-Flüge
Bei Flügen, die im Reisebüro gebucht werden, sollten grundsätzlich die Mitarbeiter darüber informieren, ob es sich um einen Codesharing-Flug handelt. Selbst, wenn das Reisebüro diese Information vergisst mitzuteilen, in der ausgedruckten Passenger-Receipt steht immer noch einmal, von wem der Flug durchgeführt wird („Operated by …“). Und auf der Bordkarte steht ebenfalls, welche Airline fliegt.
Anzeigetafeln zeigen Code-Share-Flüge oft mit rotierenden Flugnummern
Entgegen landläufiger Meinung sind hohe vierstellige Flugnummern kein sicheres Indiz, dass es sich um einen Codesharing-Flug handelt.
source: focus
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