Gescheiterte US-Einreise: "Ich kam mir vor wie eine Schwerverbrecherin”
ONLINE: Frau Schneider, Sie sind eine Staatsfeindin der USA?
Aimee Valentina Schneider: So kam ich mir zumindest vor, auf dem Flughafen von Philadelphia. Wie eine Schwerverbrecherin. Ich wollte nur umsteigen, aber dann wurde ich bei der Passkontrolle herausgefischt, mein Gepäck wurde durchsucht, ich wurde drei Stunden lang befragt, musste unter Eid aussagen und wurde anschließend von zwei Polizisten zum Flugzeug zurück nach Frankfurt eskortiert.
ONLINE: Was ist passiert?
Schneider: Ich wollte nach dem Abitur für vier Monate meine Großcousine in Cleveland besuchen, ein bisschen reisen, mein Englisch verbessern. Der Beamte in Philadelphia hat mich bei der Passkontrolle gefragt, was ich so lange in den USA wolle. Urlaub bei Verwandten, was sonst? Dafür hatte ich schließlich ein Besuchervisum bekommen.
ONLINE: Das hat die Kontrolle nicht akzeptiert?
Schneider: Nein. Ich wurde in einen separaten Raum zu einer Art Verhör gebeten, das ziemlich ruppig verlief. Wir könnten doch einmal von Frau zu Frau reden, sagte die Beamtin. Sie erkenne Lügen schon von Weitem. Vier Monate Urlaub, und dann noch in Cleveland, das macht doch keiner. Als ich dann von meiner Großcousine und ihren Kindern erzählte, wurde sie plötzlich sehr hellhörig. Ich sollte mein Handy herausrücken und ihnen die Facebook-Nachrichten zwischen meiner Großcousine und mir zeigen. Irgendwann vor der Reise hatte ich geschrieben, dass ich auch mal auf die Kinder aufpassen könne. Warum auch nicht? Ich gehöre zur Familie. Es war nie die Rede davon, dass ich Geld dafür bekommen sollte. Am Flughafen hieß es dann, ich wollte schwarz als Au-pair in den USA arbeiten. Ich galt plötzlich als illegale Arbeitsmigrantin.
ONLINE: Wenn man das Vernehmungsprotokoll liest, könnte man tatsächlich den Eindruck bekommen, Sie wollten zum Arbeiten kommen. Anscheinend ging es in der Facebook-Unterhaltung auch darum, ob Sie die Kinder einer Nachbarin und Kollegin hüten und von der Schule abholen können.
Schneider: Wir haben darüber gesprochen, womit ich mich beschäftigen könnte, wenn meine Cousine auf der Arbeit ist. Ich wollte eine weitere Familie kennenlernen. Dass ich Geld dafür bekommen sollte, war nie geplant. Wir hatten nur grobe Pläne gemacht. Nichts davon stand fest. Was hätte ich den Grenzbeamten da erzählen sollen? Dass ich den ganzen Tag fernsehe? Bei dieser Vernehmung stand ich total unter Druck, mir wurden die Wörter im Munde umgedreht. Ich war schon fast 24 Stunden wach, zermürbt von der fremden Sprache und der ganzen Situation.
ONLINE: Konnten Sie niemanden zur Unterstützung holen bei diesem Gespräch?
Schneider: Nein. Ich wollte meine Eltern anrufen, durfte das Handy aber nicht benutzen. Das deutsche Konsulat zu verständigen, würde nichts bringen, sagte man mir. Mein Handy bekam ich erst im Flugzeug zurück. Vor dem Start hatte ich genau fünf Minuten Zeit, um meinen Vater anzurufen.
ONLINE: Was machen Sie jetzt in Deutschland?
Schneider: Ich verbringe die nächsten vier Monate mit Jobben. In die USA will ich erst einmal nicht. Noch einmal muss ich das nicht erleben.
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