Zehn Gründe, warum Rentner Florida so lieben
Rentner in Florida |
Von Henry Ford bis Iggy Pop: Florida ist seit jeher das bevorzugte Altersdomizil amerikanischer Ruheständler. Der Sunshine State der USA lockt mit Wärme, Palmen, langen Stränden, und der Alltag ist leicht planbar und sehr entspannt.
Diese Vorzüge haben sich bis nach Europa herumgesprochen – jeder fünfte deutsche Florida-Urlauber etwa hat seinen 55. Geburtstag bereits hinter sich. Viele dieser über 70.000 Reisenden im Jahr sind Langzeiturlauber, die sich mehrere Monate Sonne und Golfspiel gönnen. Dafür gibt es gute Gründe.
Endlich Ruhe: Langsam fahren, früh schlafen
Sie fanden Ihr Leben in Deutschland anstrengend genug und wollen es endlich ruhig angehen lassen? Kein Problem. Auf Floridas Highways dürfen Sie langsam fahren. Parkplätze sind reichlich vorhanden und üppig bemessen.
Und wer sich abends früh langlegen möchte, kann vorher noch gut essen gehen. Im Restaurant diniert sogar günstiger, wer vor dem großen Ansturm zu Tisch geht. "Early Bird Special" nennt sich das Abendessen zum Vorzugspreis.
Ob rüstig oder ruhig – Rentner müssen sich in Florida nicht bemühen, um ein auf ihre Bedürfnisse zugeschnittenes Leben zu führen. Die Infrastruktur ist vorhanden, Stress ein Phänomen der Vergangenheit.
Foto: Getty Images/Blend Images RM Gutes Wetter und mehr als 270 Golfplätze – Florida ist ein Paradies für Golfer
Aktiv bleiben: Golfen unter Palmen
Mehr als 270 Golfplätze signalisieren: Hier können Sie jeden Tag auf einem anderen Green spielen. Während Ihre Freunde daheim noch überlegen, ob der nächste trockene Golfplatz in Spanien oder der Türkei zu finden ist, haben Sie allein im Großraum Miami die Wahl unter mehr als einem Dutzend Plätzen.
Ob im Miami Beach Golf Club oder auf dem Palmetto Golf Course: Gutes Wetter, eine perfekte Infrastruktur und moderate Preise steigern die Spielfreude. Gesellschaftlich ambitionierte Golfer gehen in den Fairmont Turnberry Isle Resort & Club, wo der Geldadel golft, Fortgeschrittene bevorzugen das Trump National Doral Miami Golf Resort, wo auch Profis spielen. Der tropische Crandon Golf Course auf Key Biscayne gilt als eines der schönsten Greens der USA.
Foto: Getty Images Soll ich oder soll ich nicht? Diese beiden Damen haben alle Zeit der Welt, sich an das Nass zu gewöhnen
Relax-Faktor: Die Füße im Wasser
Wer am Strand von Sarasota, Naples oder Passe-a-Grille den Liegestuhl in die sanften Wellen setzt, um mit den Füßen im Wasser dabei zuzuschauen, wie die Sonne im Golf von Mexiko versinkt, erkennt: Das Leben kann leicht sein und gut.
Vor allem die Strände der Golfküste sind mit weichem Sand und warmem Wasser wie riesige Wellness-Tempel. Sie wirken auch Wochen oder Jahre nach der Ankunft noch entspannend.
Klimatisierte Kunst: Dalí, Rubens und andere
Ewige Sonne bedeutet nicht zwangsläufig kulturelle Ödnis. Dank der Sammelleidenschaft kunstbeflissener und vermögender Exil-Yankees ist Florida Standort einiger der wichtigsten Museen der USA. Dazu gehören das Dalí-Museumin St. Petersburg mit 96 Ölgemälden und zahlreichen anderen Arbeiten Salvador Dalís und das Ringling-Museum in Sarasota, das staatliche Kunstmuseum Floridas mit einer der größten Rubens-Sammlungen der Welt.
An der Atlantikküste hat sich Miami, dessen Miami Beach Convention Center alljährlich Anfang Dezember Schauplatz der Art Basel ist, zu einem beachtlichen Kunstzentrum entwickelt – mit dem kleinen, feinen Bass Museum of Art in Miami Beach, dem für zeitgenössische Kunst zuständigen Museum of Contemporary Art und dem auf Renaissance, Barock und asiatische Kunst spezialisierten Lowe Art Museum, um nur einige zu nennen.
Damit bietet Miami zahlreiche Möglichkeiten der Flucht vor allzu großer Hitze oder geistiger Erschöpfung durch das amerikanische Fernsehen.
Arthritis: Wärme wirkt Wunder
Kälte erlebt in Florida nur, wer den Kühlschrank öffnet, um einen Drink zu mixen, oder wer in einem der stark klimatisierten Restaurants oder Einkaufszentren zu Gast ist (Abhilfe leistet ein Kaschmirjäckchen). Ansonsten ist ganzjährig mit wohliger Wärme zu rechnen, die selbst in den Wintermonaten tagsüber oft bei 25 Grad liegt und in den Sommermonaten von großer Hitze jenseits der 30-Grad-Marke abgelöst wird. Doch für die Knochen sind selbst die von hoher Luftfeuchtigkeit begleiteten Temperaturen der Wirbelsturm-Saison eine Wohltat.
Wieder Kind sein: Vergnügungsparks
Das Recht auf Regression ist nicht der geringste Vorzug des Alters. Und wo könnte man besser wieder zum Kind werden als im Großraum Orlando, Heimat zahlreicher Themenparks, deren ältester und womöglich berühmtester Disneys "Magic Kingdom" ist?
Rentners Paradies
Walt Disney machte Orlando 1971 mit der Eröffnung dieses ersten von vier Disney-Parks in Florida zu einem Epizentrum des Tourismus. Liefern Sie sich musikalischer Dauerberieselung und dem Zauber eigentümlicher Fahrgeschäfte aus, essen Sie Popcorn, schütteln Sie Mickey Mouse die Hand und lassen Sie sich mit Donald Duck fotografieren.
An der Atlantikküste werden im Kennedy Space Center in Cape Canaveral Kindheitsträume von der bemannten Raumfahrt zu eindrucksvoll dokumentierter Realität. Nebeneffekt: Wenn die Enkel zu Besuch kommen, kennen Sie sich bereits bestens aus.
Ohne Weiterreise: Kubanisch essen
Aus politischen Gründen gibt es das beste kubanische Essen bereits seit einigen Jahrzehnten in Florida. Erste Adresse für kubanische Cuisine ist Miami, Heimat einer vielköpfigen Gemeinde von Exil-Kubanern. Die Rezepte für kubanische Sandwiches oder Spanferkel mit schwarzen Bohnen und Reis reichen sie von Generation zu Generation weiter.
So schmeckt es hier wie in Havanna, Cienfuegos, Trinidad oder Santiago de Cuba. Nur lässt es sich viel einfacher kochen – Engpässe beim Erwerb der Zutaten gibt es in Florida nicht.
Vorbilder: Von Henry Ford bis Iggy Pop
Vor harten Wintern nach Florida zu fliehen, hat Tradition. Schon im 19. Jahrhundert entwickelte sich das Ritual des Überwinterns in Florida, bald wurde der Sunshine State zum Ruhestandssitz im Süden ausgebaut.
Foto: Getty Images Bei Iggy Pop scheint der lange Aufenthalt in Florida schon einen gewissen Einfluss auf den Kleidungsstil gehabt zu haben
Erfinder Thomas Alva Edison folgte im Jahr 1884 dem Rat seines Arztes, den Winter in wärmeren Gefilden zu verbringen. 45 Mal kam er in der kalten Jahreszeit nach Fort Myers. Er wollte es nett haben und ließ 200 Königspalmen aus Kuba einschiffen, um die heute 24 Kilometer lange Avenue of Palms zu verschönern. Außerdem lockte er seinen Freund Henry Ford, der in Autos machte, in die Wildnis. Erst kamen die Fords zu Besuch, ab 1916 wohnten sie im Haus nebenan.
John und Mable Ringling waren ebenfalls frühe Winter-Flüchtlinge, die mit einem Zirkus ihr Vermögen gemacht hatten. 1911 kamen sie nach Sarasota, wo sie eine 30-Zimmer-Villa und nebenan ein Museum für ihre Kunstschätze erbauen ließen.
Auch im teuren Palm Beach folgen viele Bewohner der Macht der Gewohnheit: Die ersten reichen New Yorker und Bostoner überwinterten hier schon, als das Sumpfgebiet gerade bewohnbar gemacht worden war, darunter die Astors und die Kennedys.
Die Anziehungskraft des Sunshine State ist ungebrochen: Auch Rock-Rentner Iggy Pop, Jahrgang 1947, wärmt sich in Florida. Er suchte nach einem "eleganten Koma mit viel Ruhe und Bequemlichkeit" – und fand es in Miami.
Merengue bis Rumba: Tanztee in Miami
In Miami bebt die Luft. Salsa, Mambo, Conga – dank eines hohen Bevölkerungsanteils mit lateinamerikanischen Wurzeln sind dem Bewegungsdrang keine Grenzen gesetzt. Menschen mit fortgeschrittener Tanzstundenerfahrung können sich in Miamis Latino-Clubs generationenübergreifend ertüchtigen.
Zum Beispiel in "Mango's Tropical Café" in South Beach (900 Ocean Drive), wo die Kellnerinnen gelegentlich auf den Tischen tanzen, oder in "Bongo's Cuban Café" (601 Biscayne Boulevard), wo man unter freiem Himmel kubanisch tanzt, isst und trinkt. Sehr authentisch, gehört es doch Gloria Estefan, mit über 100 Millionen verkauften Platten die Königin kubanischstämmiger Sängerinnen.
You'll never walk alone: Gesellschaft
So viel Umgang mit Lebensabschnittsgenossen hatten Sie zuletzt in der Krabbelgruppe Ihrer Kinder. Leute in den besten Jahren und knapp darüber hinaus geben hier den Ton an.
Dass Florida sich so den etwas bösartigen Beinamen "God's waiting room" verdient hat, sollte Best Ager nicht irritieren. Floridas Rentner fahren Golf-Caddies und keine Rollatoren, so viel zum finalen Wartesaal. Dank sportlicher Aktivität, sozialer Kontakte zu Gleichgesinnten und frischem Orangensaft am Morgen muss der Himmel noch lange auf sie warten.
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