New York: Glibbrige Perlen machen Tee zum Trend-Getränk
Wurzelperlen statt Milchschaum
Frappuccino war gestern, Chai Latte ist out: In New York läuft eine verrückte Teekreation klassischen Trendgetränken den Rang ab. "Bubble Tea" ist eine Mischung aus Tee, Milch - und Tapioka. Die geleeartigen Perlen werden immer beliebter.
James Yenling, 34, hat alle Hände voll zu tun. "Wir brauchen noch mehr Tapioka!", ruft er seiner Mitarbeiterin zu. Im Minutentakt klingelt ein Türglöckchen, in dem engen, bunt gestrichenen Verkaufsraum drängen sich schon die Kunden. Es ist ein strahlend schöner Sonntag Nachmittag, und die New Yorker wollen ihren Bubble Tea.
Was James ihnen über den Tresen reicht, ist ein weißlicher Tee-Milch-Mix in großen, durchsichtigen Plastikbechern. Das Erfolgsgeheimnis des Getränks schwimmt auf dem Grund dieser Becher: Mit Zucker eingekochte Tapiokaperlen, hergestellt aus den stärkereichen Wurzeln der südamerikanischen Maniokpflanze. Die Kügelchen kauen sich wie weiche, geleeartige Gummidrops. "Die Konsistenz ist gewöhnungsbedürftig", erzählt Katy Hsu. Die 21-jährige serviert in Yenlings Teestube Bubble Tea: "Manche fragen nach dem ersten Kosten, was denn die komischen Köttel sollen. Aber die meisten sind begeistert", erzählt sie.
Trend-Tee aus Taiwan
Maniok, auch unter dem Namen Yucca bekannt, fand im 19. Jahrhundert seinen Weg nach Asien. Dort kamen vor über zwanzig Jahren findige Teeverkäufer in Taiwan erstmals auf die Idee, die geschmacksneutralen Kügelchen ihren grünen und schwarzen Tees beizumischen - als Spaß für Schulkinder, denn extradicke Strohhalme verleiten zum Kugelpusten und -Schießen. Inzwischen ist das Getränk auch bei New Yorker Teenagern ein Renner. "Wir haben viele klassische Tees", sagt Henry Wang, Kellner in einer Teestube, "aber vor allem die Jüngeren bestellen fast immer Bubble Tea. Das ist neu und cool für sie, außerdem macht das Trinken unheimlich Spaß".
Um den Ruhm der Erstkreation streiten sich bis heute zwei taiwanesische Teehäuser. Sicher ist: Das Getränk erobert die Welt. Eine Teehauskette, die fast ausschließlich Bubble Tea anbietet, hat inzwischen 2000 Filialen weltweit, der erste Anbieter von Instantbubbletea hat nach eigenen Angaben allein bis 2007 über fünf Milliarden Packungen verkauft. Asiatische Auswanderer brachten den Bubble Tea zuerst in die Großstädte der kalifornischen Westküste. In New York ist inzwischen der Stadtteil Flushing das Epizentrum des Blubbertees.
Infobox
Bubble Tea selbst gemacht
Zutaten:
ca. 250 ml starker schwarzer Tee
ca. 250 ml Milch
ca. 30 Tapiokakugeln (bekommt man bei gut sortierten Asiamärkten)
Etwa eine Kaffeetasse zerstoßenes Eis oder Eiswürfel
Honig oder Zucker
Tapiokaperlen z.B. in ein Milchshakeglas geben. Milch, Tee, Zucker und Eis in einem Cocktailmixer schaumig schütteln und zu den Tapioka gießen. Mit einem extradicken bunten Strohhalm trinken.
Geschüttelt, nicht gerührt
Flushing ist der vor allem von Taiwanesen bewohnte zweite Chinatown der Stadt. Hier bekommt man den Tee in seiner Urform an jeder Ecke, sogar in der kleinsten chinesischen Bäckerei: Milch, Zucker, zerstoßenes Eis, grüner Tee und natürlich Tapioka werden in einem Cocktailshaker durch Schütteln vermischt. Die dabei entstehenden Bläschen ("bubbles") geben dem Endprodukt einen seiner vielen Namen. Je nach Region, Stadt, Bezirk oder gar Straßenzug kann der schaumige Tee aber auch als Pearl Tea, Milk Tea, Boba Tea oder Momi Milk Tea daherkommen.
James Yenling hat sein Bubble-Tea-Haus vor eineinhalb Jahren in Manhattan eröffnet. Jetzt will er expandieren. "Die Leute lieben es einfach, vor allem im Sommer. Allein in dieser Straße gibt es drei Bubbletea-Läden, und die Geschäfte laufen für alle gut", sagt er. Die Kunden sind nicht nur Anwohner, sondern inzwischen auch immer mehr Businessleute in der Mittagspause und erstaunte Touristen aus aller Welt. Die lieben vor allem die aromatisierten Varianten von Apfel- bis Minzgeschmack. Studentin Paula wechselt regelmäßig ihre Favoriten. "Hauptsache Tapiokakugeln", sagt sie lachend und zieht an ihrem extradicken Strohhalm, "ich weiß zwar nicht, wofür sie gut sind, aber ohne geht's nicht mehr".
source: zdf
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