Als Pauschaltourist nach Havanna
Kuba privat. Geht das?
Als Pauschaltourist reiste Michael Quandt nach Havanna. Kaum gelandet, machte er sich selbstständig.
Türkisfarbenes Meer, weiße Strände. Salsa, Rumba, Buena Vista Social Club, Rum, dicke Zigarren und hübsche Kubanerinnen. Wer zum ersten Mal nach Kuba reist, denkt in Klischees.
Der Flug zum Klischee dauert 11,40 Stunden, auf dem Weg nach Havanna wird dazu passend Klischee on the rocks, also Rum mit Cola, serviert. Der Flieger ist voll, die Karibikinsel boomt, verzeichnet zweistellige Zuwachsraten.
Die meisten Touristen haben eine Pauschalreise gebucht und werden ein oder zwei Tage das Havanna sehen, wie es die Castro-Regierung gern zeigt, bevor es in die All-inclusive-Hotels in Varadero geht.
4- und 5-Sterne-Hotels in bester Lage, top-restaurierte Häuser und Fassaden in der Altstadt im Stadtteil La Habana Vieja, der zum Unesco-Weltkulturerbe gehört. Ein organisierter Lunch in Hemingways Stammlokal „El Floridita“ mit schlecht gelaunten Kellnern, ein Besuch in seinem zum Museum umfunktionierten Hotelzimmer Nummer 511 im Hotel „Ambos Mundos“ und in seiner Villa vor den Toren der Stadt.
Schließlich ein mittelmäßiges Abendessen mit Show im Cabaret „Tropicana“, als deren peinlicher Höhepunkt Touristen, die nicht schnell genug am Ausgang sind, gemeinsam mit den Tänzerinnen auf die Bühne müssen.
Und schließlich mit dem Bus zurück ins Hotel. Gute Nacht, Havanna.
Das wahre Kuba entdeckt, wer sich spätestens jetzt von seiner Reisegruppe entfernt. Unweit vom Capitol und von vielen Hotels liegt die Fußgängerzone Calle Opispo. Die Geschäfte haben um diese Uhrzeit schon lange geschlossen, aber in den Bars dort sitzen noch viele Einheimische, Bands spielen live, es wird gesungen und getanzt. Wie im „Café de Paris“. Dort ist das einheimische Bier Cristal ausverkauft, aber Mojito wäre noch da. Warum nicht?
Beate aus Aschaffenburg hat mit ihrem Freund zwei Wochen auf eigene Faust im Mietwagen die Insel bereist. „Ohne Spanisch-Kenntnisse, ohne Navigationsgerät, ohne Handy-GPS. Funktioniert hier alles nicht.“
Stattdessen mit überdimensional ausgedruckten Karten aus Google Maps, denn: „Die Ausschilderung ist so mies wie die Schlagloch-Straßen und Schotterpisten, ohne eigene Karten ist man aufgeschmissen.
Und in der Dunkelheit findet man gar nichts mehr.“ Gewohnt haben Beate und ihr Freund in Privatunterkünften, den „Casas Particulares“, „die erkennt man an den Schildern mit einem blauen Anker auf weißem Grund“.
Der Weg zurück aus dem „Café de Paris“ wird zum Hindernislauf mit menschlichen Barrieren – die Kubaner sind geschäftstüchtig: Geld tauschen? Zigarren? Fahrradtaxi? Oldtimer? Chicas! Überall lauern sie auf Touristen und selbst vorm Fahrstuhl im Hotel wird auf Kundschaft gewartet.
Kuba privat, der nächste Morgen, auf Casa-Tour. Die Auswahl ist groß, der Standard erstaunlich hoch: Es gibt kleine Bungalows mit eigenem Eingang, Appartements mit Dachterrasse und Blick über die Stadt, aber auch Zimmer in Privatwohnungen mit Familienanschluss. Immer klimatisiert, mit eigenem Bad und, anders als in manchem Hotel, extrem sauber.
Und das Ganze für umgerechnet weniger als $32o pro Nacht. Wer mag, kann morgens beim Frühstück gleich sein Abendessen bestellen. Ob Rindfleisch oder Langusten – gibt es offiziell nur in staatlichen Restaurants –, die Gastgeber sind Meister der Organisation.
Mit dem Coco-Taxi, gelben Halbkugeln auf drei Rädern, geht die Fahrt weiter zum Malecón, quasi der Ocean Drive Havannas, dem nur tagsüber der Drive fehlt. Entlang der acht Kilometer langen Uferpromenade verfallen die Häuser, es bröckelt überall. Gerüste halten zusammen, was noch nicht eingestürzt ist.Erst wenn die Sonne untergegangen ist, wird der Malecón zur Flaniermeile. Die kubanischen Pärchen bummeln, eine Band spielt Reggae, es wird getanzt. Mitten im Trubel mit einer Flasche Havanna Rum und Cola auf der Kaimauer sitzen und die Stimmung genießen.
Auch ein Klischee? Kann sein. Aber nach dem zweiten Drink völlig egal.
source: Bild
5. Dinge, auf die Touristen achten sollten:
1. Zigarren nur in Fachgeschäften kaufen. Von Straßenhändlern werden oft nur aus Tabakresten gerollte Habanos angeboten.2. Mietwagen nachts nicht ohne Aufsicht abstellen. Bewachte Parkplätze kosten selten mehr als 1 CUC pro Nacht.
3. CDs, die in Bars und Restaurants von den dort spielenden Musikern verkauft werden, sind häufig von minderer Aufnahme- Qualität.
4. Vorsicht bei Softdrinks von mobilen Ständen. Sie werden grundsätzlich mit Leitungswasser zubereitet, dass häufig stark keimbelastet ist.
5. Reisepass, Flugtickets und andere wichtige Unterlagen immer in den Safe legen und nur Kopien mit sich führen. In Havanna und auch an den Stränden sind viele Taschendiebe unterwegs.
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