Starker Dollar stört deutsche US-Touristen nicht
Deutsche Touristen lassen sich auch 2015 die Lust am Reisen nicht verderben. Und das, obwohl der schwache Euro einen Urlaub in die USA derzeit um etwa 10 bis 15 Prozent verteuert.
Der starke Dollar kommt deutschen USA-Urlaubern gerade teuer zu stehen. Bekam man im Mai letzten Jahres für einen Euro noch knapp 1,40 Dollar, befindet sich die europäische Gemeinschaftswährung seither im freien Fall - und ein Ende der Talfahrt ist laut Devisenexperten noch nicht in Sicht. Aktuell ist der Euro nur noch etwa 1,12 Dollar Wert.
Shopping, Taxis, Hotels - alles ist für Europäer teuer
Von Hotelpreisen über Restaurant-Besuche bis hin zu Shopping-Touren: Reise-Experten schätzen, dass der Euro-Dollar-Kurs die Kosten für einen Urlaub in den USA um 10 bis 15 Prozent verteuert. Noch im letzten Frühjahr kostete damit ein einwöchiger Städtetrip nach New York zirka 2.500 Dollar, umgerechnet rund 1.800 Euro, sind es heute – kein Jahr später – mehr als 2.200 Euro. Wer trotzdem in die USA fliegen möchte oder von der Reise nicht mehr zurücktreten kann, muss folglich mehr Geld einpacken oder vor Ort den Gürtel enger schnallen.
Touristen kommen, schauen aber aufs Geld
Trotz der für Europäer schlechten Wechselkurse ist laut NYC & Company, der offiziellen Tourismus- und Marketingorganisation von New York, zumindest im Big Apple von einem Rückgang europäischer Touristen bislang nichts zu spüren. "Wir arbeiten strategisch daran, dass Besucher weiterhin Interesse haben, hier herzukommen - trotz Währungsschwankungen", sagt Fred Dixon, Präsident und Geschäftsführer von NYC & Company. "Es gibt neue Hotels, Restaurants und Attraktionen – das zeigt, dass New York für immer mehr Besucher erschwinglich wird", meint Dixon.
Zwar kommen die Touristen, aber das Geld sitzt nicht bei jedem mehr locker. Rebecca Seitz aus Ulm verzichtet während ihres Aufenthalts im Big Apple auf allzu ausgiebige Shopping-Touren. "Der Kurs ist dieses Jahr der schlechteste, den ich je erlebt habe, was ich sehr schade finde. Im Krisenjahr 2009 hat es sich noch richtig gelohnt einzukaufen, gerade teurere Sachen."
Die 23-Jährige war schon oft in den Vereinigten Staaten und achtet genau darauf, wann sich ein Kauf für sie lohnt und wann nicht. "Das Hotel muss ich so oder so bezahlen, da komme ich nicht drum herum. Aber jetzt kaufe ich keine Dinge, die ich in Europa für den gleichen Preis bekomme."
Auf deutsche Urlauber ist Verlass
Chris Thompson glaubt, dass sich deutsche Urlauber von schwankenden Währungen nicht abschrecken lassen, in die Vereinigten Staaten zu reisen. Er ist Präsident und Geschäftsführer von der Tourismusmarketing-Agentur Brand USA. "Ein guter Kurs mag durchaus hilfreich sein. Aber die Touristen kommen trotzdem – in guten wie in schlechten wirtschaftlichen Zeiten." Er hält es jedoch für möglich, dass Besucher ihren Aufenthalt eventuell verkürzen oder vor Ort andere Aktivitäten planen.
Insgesamt ist Thompson optimistisch, dass die Zahl internationaler Touristen in Zukunft noch weiter wachsen wird. Besonders auf deutsche Urlauber und ihre Reisegewohnheiten sei in dieser Hinsicht Verlass.
Deutschland auf Platz zwei
An rosige Aussichten für die Reisebranche - national wie international - glaubt auch die deutsche Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen. Das ergibt ihre aktuelle Reiseanalyse zu Urlaubsreisetrends 2025, die am 4. März auf der Internationalen Tourismusbörse in Berlin präsentiert wird. Nach ersten Ergebnissen werde die Reiselust der Deutschen in Zukunft demnach noch weiter wachsen. Profitieren dürften dabei nach Ansicht der Autoren sowohl der Inlandstourismus als auch Fernreiseziele.
Dieser Vorausschau dürfte auch die NYC & Company zustimmen. Die Tourismus-Organisation verzeichnet nach eigenen Angaben seit Jahren wachsende Besucherzahlen aus Übersee. Kamen 2009 nur 7.7 Millionen Touristen nach New York, waren es im Jahr 2013 vergleichsweise satte 9.9 Millionen, Tendenz steigend. Mit Blick auf das vergangene Jahr kamen mit rund 1.1 Millionen die meisten Besucher aus Großbritannien. Aus Deutschland waren es immerhin 627.000 Touristen.
Freiheitsstatue gehört zu den Hauptattraktionen
Auf die Reiselust und Beständigkeit deutscher Touristen verlässt sich auch Chris Thompson. Er rechnet in diesem Jahr mit einem Besucherzuwachs von zwei Prozent, was pro Prozentpunkt eine weitere Milliarde Dollar in die US-Wirtschaft spülen dürfte. Damit liegt Deutschland in Sachen Besucherzahlen aus Europa auch im US-weiten Touristenranking auf Platz zwei hinter Großbritannien. Aus den US-Nachbarländern Kanada und Mexiko kommen mit rund 23,3 und 14,5 Millionen mit Abstand die meisten Touristen.
Europa zum Schnäppchenpreis
Während die Europäer zu den Verlierern des derzeitigen Wechselkurse gehören, können sich Amerikaner freuen über den starken "Greenback" – zu deutsch "Laubfrosch" –, wie sie den Dollar aufgrund seiner grünen Farbe liebevoll nennen. Für sie sind Reisen nach Europa momentan so günstig wie schon seit Jahren nicht mehr.
So freut sich Brian Hardeman-Smith aus New Jersey über den niedrigen Euro-Wechselkurs: "Für mich ist es der perfekte Zeitpunkt, um nach Europa zu reisen. Ich werde definitiv Flüge für eine kleine Europa-Tour buchen, zum Beispiel nach Deutschland und Frankreich."
Euro-Dollar-Parität nur eine Frage der Zeit
Deutsche Urlauber, die trotz abstürzendem Euro in die USA reisen wollen, sollten dennoch lieber heute als morgen buchen. Denn: Devisenexperten schätzen, dass der Kurs in den nächsten zwei Jahren weiter Richtung Parität wandert. Ende 2016 wäre der ein Euro dann wirklich nur noch einen Dollar wert. Einen solch niedrigen Kurs erreichte der Euro zuletzt im Jahr 2002.
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