Körpergeruch = verdächtig
Beim Sicherheitscheck am Flughafen werden immer wieder Passagiere einer Extra-Kontrolle unterzogen. Doch wie wird entschieden, wer als verdächtig gilt? Die Enthüllungsplattform "The Intercept", die durch ihre Snowden-Berichterstattung Berühmtheit erlangte, hat jetzt ein Dokument veröffentlicht, das Antworten auf diese Fragen geben soll.
Dabei handelt es sich um eine Checkliste zur Identifizierung potenzieller Terroristen. Sie stammt offenbar von der amerikanischen Behörde für Transportsicherheit, TSA, und soll den Sicherheitsleuten erleichtern, verdächtiges Verhalten von Passagieren zu erkennen. Und zwar mit einem Punktesystem.
Einen solchen Verdachtspunkt kann demnach zum Beispiel bekommen, wer spät zum Flug erscheint, wer "übertrieben" gähnt, wessen Hände schwitzen oder wer einen starken Körpergeruch verströmt, wer ein blasses Gesicht hat, weil er offensichtlich gerade erst seinen Bart abrasiert hat oder bei wem bei der Aufforderung zur Sicherheitskontrolle "eine offensichtliche Bewegung des Adamsapfels" zu beobachten ist.
Zwei Punkte fürs Zögern, ein Bonus für Verheiratete
Zwei Punkte gibt es für "Starkes Festhalten der Tasche und/oder eine Hand in der Tasche", für ein "kaltes, durchdringendes Starren" oder für jemanden, der zögert, bevor er durch die Sicherheitskontrolle geht. Drei Punkte gibt es, wenn jemand "verwirrt wirkt", in Vermummung oder Verkleidung auftaucht oder dem Personal Fragen zur Sicherheit stellt.
Auffällig verhält sich wohl auch, wer auf die Fragen des Sicherheitspersonals seinerseits verzögert antwortet, sich mehrfach räuspert, mehrere Prepaid-Sim-Karten dabei hat oder sich übermäßig über die Sicherheitskontrollen beschwert. Wer insgesamt vier Punkte erreicht, soll zur zusätzlichen Kontrolle gebeten werden.
Es gibt aber laut dem Dokument für verschiedene Passagiere auch Punktabzug, also quasi einen Bonus: "Augenscheinliche Ehepaare" und Mitglieder eine reisenden Familie bekommen zwei Punkte Abzug von ihrer Verdachtsliste, Frauen über 55 Jahre und Männer über 65 Jahre jeweils einen Punkt. Alleinreisende Männer zwischen 20 und 40 Jahren gelten hingegen laut der Liste eher als verdächtig.
Die Frage, wer am Flughafen noch einmal gesondert kontrolliert wird und wer nicht, beschäftigt in den USA derzeit viele: Die Bürgerrechtsorganisation ACLU hat jüngst einen Prozess angestrengt, um von der TSA Informationen darüber zu bekommen, nach welchem Prinzip Menschen für eine Extrakontrolle ausgesucht werden - weil der Verdacht besteht, dass dies auch nach rassistischen Gesichtspunkten geschieht.
Eine ehemalige Sicherheitskraft, die bei der TSA für die Verhaltensbeobachtung zuständig war, bezeichnet das Beobachtungsprogramm als "Bullshit". In Wahrheit sei die Liste nur ein Vorwand: Weil quasi jeder Passagier schnell drei oder vier der dort aufgeführten Verhaltensweise zeige, könnten die Kontrolleure nach Belieben herauswinken, wen immer sie mögen - und dann nachträglich ein paar Punkte auf der Liste heraussuchen, um ihre Entscheidung zu rechtfertigen.
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