Mittendrin statt nur dabei
So tanzen Sie beim Umzug in Rio mit
Tanze Samba mit mir: Rio versinkt im Samba-Rausch. Auch Touristen können an der bis Aschermittwoch dauernden Tanzparade beim heißesten Karneval der Welt in Brasilien teilnehmen.
Vom Karneval im brasilianischen Rio de Janeiro träumen nicht nur Männer, sondern auch viele Frauen. Schwingen doch braun gebrannte Schönheiten zu Samba-Rhythmen verführerisch ihre Hüften – stundenlang und in äußerst freizügigem Outfit. Nicht umsonst gilt der Karnval in Rio als der heißeste der Welt. Bis zu 50 000, oft aufwendig kostümierte Teilnehmer tanzen unter frenetischem Jubel der Massen durch die Straßen der Stadt mit den mehr als sechs Millionen Einwohnern.
Meist dauert so ein Umzug die ganze Nacht und endet erst in den Morgenstunden. Zwölf Stunden nonstop Parade, zwölf Stunden nonstop laute Musik und Tanz bescheren allen Teilnehmern und Besuchern unvergessliche Momente – bei Temperaturen um die 30 Grad Celsius. Kein Wunder, dass jährlich mehrere Hunderttausende Touristen aus der ganzen Welt nur deshalb nach Rio kommen, um die fünfte Jahreszeit einmal dort zu erleben.
Die absoluten Höhepunkte der mehrtägigen Festivitäten bilden die Umzüge der Sambaschulen entlang der vier Kilometer langen Paradestraße. Jede dieser „Escolas“ tritt mit 3000 bis 5000 Teilnehmern an: Aufgeteilt in 40 Gruppen mit fünf bis acht Festzugswagen haben sie jeweils genau 120 Minuten Zeit für ihre Parade, um bei Zuschauern und Jury den Titel der besten Schule des Jahres zu erkämpfen.
Heiße Rhythmen am Zuckerhut
Ein Jahr Vorbereitung brauchen sie für den großen Auftritt, für den eigene Choreografien entwickelt werden. Politik, Geschichte, große Künstler von heute und damals oder Kritik an der Kommerzialisierung des Spektakels – darum geht es bei den Paraden, die in der 700 Meter langen Arena namens Sambódromo beginnen.
Wenn dann am Aschermittwoch der Jahressieger feststeht, bricht nicht nur ganz Rio, sondern das ganze Land in einen Freudentaumel aus. Wie bei einer Fußballmeisterschaft krachen überall die Kanonenschläge eines Freuden-Feuerwerks. Übrigens: Die siegreiche „Escola de Samba“ veranstaltet noch am selben Mittwochabend ein Freudenfest in ihrem „Barracão“, dem Sitz des Vereins, zu dem es Freibier gibt für jeden, der mitfeiern möchte. Und das sind viele.
Selbst ist der Karnevalist
Wer die Samba-Party selbst miterleben will, der ist zumindest bei den Umzügen der großen Sambaschulen gut beraten, sich rechtzeitig um Tickets zu bemühen. Die von etlichen Reiseveranstaltern angebotenen Eintrittskarten im 88 500 Zuschauer fassenden Sambódromo sind jedoch nicht gerade billig: Rund 300 Euro sollten für die Paraden am Karnevalssonntag bzw. -montag eingerechnet werden. Sitzplätze mit bestmöglicher Sicht und bequemen Tisch kosten deutlich mehr. Überdies sind die Tickets oft nur in Verbindung mit einer Hotelbuchung erhältlich.
Unkomplizierter und günstiger ist es, sich in die feiernde Menge auf den Straßen zu stürzen. Um hinter einer der vielen „Bandas“ und „Blocos“ herzutanzen, den Musikgruppen, die sich während der Karnevalstage auf den Straßen drängen, sind weder Eintrittskarten noch Reservierungen nötig.
200 Euro für Kostüm und (vielleicht) viel Ehre
Die garantiert aufregendste Möglichkeit, die Umzüge hautnah zu verfolgen, heißt: Als zahlender Gast mit einer der Sambaschulen an der Parade teilzunehmen. Ein Angebot, das erst seit einigen Jahren besteht – sind doch die einzelnen Sambaschulen traditionell mit Bewohnern ihres jeweiliges Viertels vertreten. Ein paar Plätze stehen dennoch Ortsfremden offen. Allerdings muss man sich strengen Regeln unterwerfen, etwa was Gewand und Choreografie der rund 75-minütigen Show anbelangt. Konkret: Für rund 200 Euro muss man sich das Kostüm von einer Schule kaufen beziehungsweise anfertigen lassen.
Automatisch erhält man damit das Recht, mit dieser Schule auf der Promenade an vorderster Front durch das Sambódromo zu marschieren. Wichtig: Die Kostüme sollten rechtzeitig vor der Parade organisiert werden. Nur am Paradetag zu erscheinen, funktioniert leider nicht. Ein Minimum an Probeauftritten ist unbedingt zu absolvieren.
Der anstrengende körperliche Einsatz kann sich aber auszahlen: Schafft es die eigene Sambaschule unter die ersten sechs – was am Aschermittwoch unter großer Anteilnahme im ganzen Land verkündet wird – darf diese am Folgesamstag nochmals an der Siegerparade teilnehmen. Ohne Aufpreis. Und unter anerkennenden und bewundernden Blicken, denn das ist in diesen Tagen ohnehin das höchste Gut: Ehre.
Weitere Informationen
www.rio-carnival.net
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