21. April 2011
Was ist der amerikanische Traum? Hannes Steins Buch, das diese Frage rhetorisch umkreist, beginnt wie eine Parodie desselben und billige Hollywoodproduktion: In einer Greencard-Lotterie im Internet hat der Publizist die vielbegehrte Aufenthaltserlaubnis für die Vereinigten Staten gewonnen. In dem Tagebuch seiner Auswanderung und persönlichen "pursuit of Happiness" im Land der bürokratisch begrenzten Möglichkeiten schildert er mit einem siebten Sinn fürs Skurrile seine Begegnungen mit dem Amtsschimmel und Aussteigern, mit patriotischen Seelen und den "1001 Variationen auf das große Thema ,Protestantismus'", mit Ufo-Gläubigen und Sonntagsjägern: Ironisch-liebevoll porträtiert er jene "Anhänger des zweiten Verfassungszusatzes", die Waffenträger von South Dakota. In den zuvor als Zeitungsartikeln erschienenen, für das Buch neu bearbeiteten Glossen verschont Hannes Stein weder die "Dumpfklugschwätzer" des Alten Europa noch Borniertheiten der Neuen Welt. Auf eine ausgleichend politisch unkorrekte Weise spielt er mit Klischees und widerlegt virtuos sowohl positive ("Die Demokraten waren im neunzehnten Jahrhundert die Partei des Status quo, der Besitzstandswahrung und des Rassismus") wie negative Vorurteile, indem er aufzeigt, dass immer auch ihr Gegenteil stimmt. So waren die indianischen Ureinwohner laut Autor nie die "Edelmenschen, als die sie auf hohem moralischem Ross" durch die Fantasien ökologiebegeisterter Mittelstandsbürger galoppierten. Einerseits sinniert Stein über "utopische Überschussenergie" als kalifornische Besonderheit. Andererseits macht er ausgerechnet in Castro, dem Homosexuellenviertel von San Francisco, einen "Drang zum Biederen, Gepflegten, Mittelständischen" aus. In der Tat scheint das Land heute eher einem ethnic mosaic als einem Schmelztiegel zu gleichen: "Mein amerikanischer Traum ist nicht dein amerikanischer Traum", schreibt Stein. "Mein reaktionärer Traum", fährt der Gelegenheitsaussteiger mit Blick auf seine Wahlheimat New York fort, "ist ... vor allem das alte, das untergegangene und gerettete Europa."
Source:faz
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