Deutsche in den USA
Greencard gewonnen, geschwind geheiratet
Aus New York berichtet Katharina Finke
Mickriger Urlaub, kein dreizehntes Monatsgehalt, Heuern & Feuern auf der einen Seite. Angenehmes Arbeitsklima, flexible Arbeitszeiten und viel Teamarbeit auf der anderen Seite. Der amerikanische Arbeitsmarkt hat Licht und Schatten. Aber wie kommt man überhaupt rein?
Die USA lockt viele Deutsche zum Arbeiten an. Zwei Hürden müssen sie überwinden: Die erste ist die Arbeits- und damit verbundene Einreiseerlaubnis. Wer keine Greencard hat, muss man zunächst ein Visum beantragen. Das ist nicht nur teuer, sondern insbesondere seit dem 11. September 2001 schwer zu bekommen.
Die zweite Hürde ist der Job selbst. Deutsche sind aufgrund ihrer guten Ausbildung zwar beliebt bei amerikanischen Arbeitgebern, doch die übernehmen nur ungern Visumsanträge und -kosten. Die Alternativen: Arbeiten bei deutschen Unternehmen oder Teilnahme an der Greencard-Lotterie.
Über das Glückslos bei der Greencard-Lotterie und die Hals-über-Kopf-Heirat erzählt ein Paar aus Hamburg. Ein Tübinger Student berichtet über das Praktikum bei einem Ingenieurbüro in New York und das komplizierte Verfahren für ein Visum.
Sonja Mönkedieck & Stefan Georgi: "Sei aalglatt, verzichte auf Kritik und performe"
Sozialwissenschaftlerin Sonja Mönkedieck und Art Director Stefan Georgi, beide 35, sind seit 2008 in New York und lebten zuvor in Hamburg
Stefan: "Als ich vor fünf Jahren herausfand, dass die Greencard-Lotterie umsonst ist und man nur seinen Namen und Geburtsdatum eintragen muss, habe ich mich einfach mal beworben. Ein Jahr später bekam ich die Gewinnbenachrichtigung. Das heißt noch lange nichts, solange man keine Einladung zur Botschaft bekommt, kann man immer noch rausfliegen.
Ein Jahr später bekam ich die positive Nachricht, ging zu meiner Freundin Sonja. Wir mussten innerhalb von wenigen Tagen entscheiden, ob wir heiraten wollen, obwohl wir vorher noch nie darüber nachgedacht hatten. Denn uns blieben vor dem Gespräch bei der Botschaft nur vier Wochen, bis dahin muss man verheiratet sein und alle Papiere haben. Wir heirateten also und hatten nach dem Interview noch ein Jahr Zeit umzuziehen, um die Greencard zu aktivieren. Also ging es nach New York, eine andere Stadt kam für uns nicht in Frage."
Sonja: "Ich habe das erst gar nicht so ernst genommen, weil ich nicht glauben wollte, dass man eine Aufenthaltsgenehmigung einfach im Lotto gewinnen kann. Dann haben wir geheiratet. Das war bizarr. Realisiert habe ich alles erst, als wir ein halbes Jahr später in New York wohnten.
Wir kannten niemanden und hatten auch beide keinen Job. Ich war gerade erst mit meiner Dissertation fertig geworden und hatte keinerlei Berufserfahrung. Da war es schwierig, eine Stelle zu finden. Ich habe mich überall beworben und hatte irgendwann den Eindruck, dass ganz New York schon meinen Lebenslauf gesehen hatte. Nach einigen Vorstellungsgesprächen und ein paar Absagen, die in New York ungewöhnlich sind, bekam ich dann meinen derzeitigen Job als Sozialarbeiterin."
Glamour nach außen, im Alltag wirklich viel Arbeit
Stefan: "Ich habe über 150 Bewerbungen geschrieben, hatte mit Hilfe von Personalvermittlungsagenturen 20 Vorstellungsgespräche und konnte zwei Jobs bekommen. Dabei habe ich eins gelernt: Sei aalglatt bei den Vorstellungsgesprächen, lass jegliche Kritik weg und performe! Bei einer Zusage muss man binnen kürzester Zeit anfangen, darum sollte man bei der Jobsuche auch unbedingt vor Ort sein. Denn die Arbeitgeber wollen dich sehen und direkt einstellen."
Sonja: "Ich glaube, dass Deutsche mit hohem Bildungsabschluss ganz gute Jobchancen in New York haben. Noch besser ist es, wenn sie mit einer Organisation kommen oder rekrutiert werden. Aber ansonsten sollte einem klar sein, dass New York nach außen Glamour ausstrahlt, aber man im Alltag wirklich viel arbeiten muss, um sein Leben zu finanzieren. Ich arbeite deswegen nur nebenbei akademisch, möchte das allerdings in Zukunft gern auch hauptberuflich machen."
Stefan: "Leben in New York - das war schon ein Traum von mir. Wenn man hier ist, fühlt es sich ein bisschen anders an. Ich finde die Stadt immer noch toll. Wenn man weiß, was man will, kann man hier alles machen. Alles außer Nichtstun. Aber ich möchte nicht mein Leben lang hier bleiben. Ich glaube, dass mir in zehn Jahren eine bessere Lebensqualität mit mehr Urlaub wichtiger sein wird als ein Leben in New York."
Sonja: "Ich finde New York auch sehr inspirierend. Doch der ganze Glamour ist nicht besonders tief und warm. Mir fehlen meine Freunde und Familie, irgendwann will ich auch wieder zurück."
Ole Ohlbrock: "Such dir ein deutsches Unternehmen"
Ole Ohlbrock, 24, Student aus Tübingen, macht seit April 2011 ein Praktikum bei einem Ingenieurbüro in New York
"Zwischen Bachelor und Master wollte ich ein Jahr Auszeit nehmen, um praktische Erfahrungen zu sammeln, nach Möglichkeit auch im Ausland. Als ich feststellte, dass bei mir um die Ecke eines der besten Ingenieurbüros (Schlaich Bergermann & Partner) weltweit für Fußballstadienbau ist, war mir klar: Da will ich hin.
Nach einem halben Jahr Praktikum in Stuttgart erkundigte ich mich nach internationalen Büros und bat meinen Chef um Rat. Da die wirtschaftliche Lage in Südafrika nicht so gut war, fragte er mich, ob ich nicht Lust hätte, mein Praktikum in New York zu machen. Ich konnte es kaum glauben, denn das hatte ich mir immer schon erträumt!
Es ging alles ziemlich problemlos: Das Stuttgarter Büro schickte meine Unterlagen mit Empfehlung nach New York. Bei der letzten Weihnachtsfeier lernte ich den Chef des New Yorker Büros kennen. Weil er auch viele amerikanische Interessenten hatte, bat er mich um Geduld. Nach ein paar Wochen bekam ich das Okay und freute mich sehr. Denn ich glaube, dass man eigentlich schlechte Chancen hat, wenn man sich aus Deutschland direkt in New York bewirbt.
Punktlandung mit drei Monaten Anlauf
Amerikanische Firmen haben oft langwierige Auswahlverfahren, man weiß vorher nicht einmal genau, wo man landet. Außerdem wollen viele US-Firmen nicht das Risiko eingehen, jemanden einzustellen, den sie nicht so gut kennen und bei dem noch der ganze Visumsprozess hinzukommt.
Das ist ein großer Aufwand: Ich brauchte das Ausbildungsvisum, das an das Praktikum gekoppelt ist. Man muss es über eine Agentur beantragen, die meine Unterlagen, inklusive Angaben von dem New Yorker Büro, zur Überprüfung an eine amerikanische Agentur schickt. Wenn alles durchgeht, muss man nur noch zur Botschaft.
Bei mir war es eine ganz schöne Punktlandung, obwohl ich mich drei Monate vorher darum gekümmert hatte. Außerdem hat mich das Ganze 700 Euro gekostet. Aber zum Glück ist mein Praktikum in New York mit 1500 Dollar monatlich vergütet. Außerdem unterstützen meine Eltern mich finanziell, so dass ich hier gut zurecht komme.
Das Praktikum gefällt mir sehr gut. Die Arbeitszeiten sind flexibel, es gibt kaum Hierarchien, die jungen Kollegen sind nett, es wird sehr viel im Team gearbeitet. Außerdem kann ich hier mehr Verantwortung übernehmen. Ehrlich gesagt erhoffe ich mir von meinem Praktikum auch, dass ich mir hier eine Tür aufmache. Denn in den USA werden händeringend deutsche Ingenieure gesucht, es wäre schön, für eine gewisse Zeit in den Staaten zu arbeiten. Doch im September geht es erst mal zurück nach München für den Master."
source: spiegel
Mehr ueber Deutsche in USA und wie man einen Job in USA bekommt:
http://www.usa-nachrichten.com/p/deutsche-in-usa.html
Die USA lockt viele Deutsche zum Arbeiten an. Zwei Hürden müssen sie überwinden: Die erste ist die Arbeits- und damit verbundene Einreiseerlaubnis. Wer keine Greencard hat, muss man zunächst ein Visum beantragen. Das ist nicht nur teuer, sondern insbesondere seit dem 11. September 2001 schwer zu bekommen.
Die zweite Hürde ist der Job selbst. Deutsche sind aufgrund ihrer guten Ausbildung zwar beliebt bei amerikanischen Arbeitgebern, doch die übernehmen nur ungern Visumsanträge und -kosten. Die Alternativen: Arbeiten bei deutschen Unternehmen oder Teilnahme an der Greencard-Lotterie.
Über das Glückslos bei der Greencard-Lotterie und die Hals-über-Kopf-Heirat erzählt ein Paar aus Hamburg. Ein Tübinger Student berichtet über das Praktikum bei einem Ingenieurbüro in New York und das komplizierte Verfahren für ein Visum.
Sonja Mönkedieck & Stefan Georgi: "Sei aalglatt, verzichte auf Kritik und performe"
Sozialwissenschaftlerin Sonja Mönkedieck und Art Director Stefan Georgi, beide 35, sind seit 2008 in New York und lebten zuvor in Hamburg
Stefan: "Als ich vor fünf Jahren herausfand, dass die Greencard-Lotterie umsonst ist und man nur seinen Namen und Geburtsdatum eintragen muss, habe ich mich einfach mal beworben. Ein Jahr später bekam ich die Gewinnbenachrichtigung. Das heißt noch lange nichts, solange man keine Einladung zur Botschaft bekommt, kann man immer noch rausfliegen.
Ein Jahr später bekam ich die positive Nachricht, ging zu meiner Freundin Sonja. Wir mussten innerhalb von wenigen Tagen entscheiden, ob wir heiraten wollen, obwohl wir vorher noch nie darüber nachgedacht hatten. Denn uns blieben vor dem Gespräch bei der Botschaft nur vier Wochen, bis dahin muss man verheiratet sein und alle Papiere haben. Wir heirateten also und hatten nach dem Interview noch ein Jahr Zeit umzuziehen, um die Greencard zu aktivieren. Also ging es nach New York, eine andere Stadt kam für uns nicht in Frage."
Sonja: "Ich habe das erst gar nicht so ernst genommen, weil ich nicht glauben wollte, dass man eine Aufenthaltsgenehmigung einfach im Lotto gewinnen kann. Dann haben wir geheiratet. Das war bizarr. Realisiert habe ich alles erst, als wir ein halbes Jahr später in New York wohnten.
Wir kannten niemanden und hatten auch beide keinen Job. Ich war gerade erst mit meiner Dissertation fertig geworden und hatte keinerlei Berufserfahrung. Da war es schwierig, eine Stelle zu finden. Ich habe mich überall beworben und hatte irgendwann den Eindruck, dass ganz New York schon meinen Lebenslauf gesehen hatte. Nach einigen Vorstellungsgesprächen und ein paar Absagen, die in New York ungewöhnlich sind, bekam ich dann meinen derzeitigen Job als Sozialarbeiterin."
Glamour nach außen, im Alltag wirklich viel Arbeit
Stefan: "Ich habe über 150 Bewerbungen geschrieben, hatte mit Hilfe von Personalvermittlungsagenturen 20 Vorstellungsgespräche und konnte zwei Jobs bekommen. Dabei habe ich eins gelernt: Sei aalglatt bei den Vorstellungsgesprächen, lass jegliche Kritik weg und performe! Bei einer Zusage muss man binnen kürzester Zeit anfangen, darum sollte man bei der Jobsuche auch unbedingt vor Ort sein. Denn die Arbeitgeber wollen dich sehen und direkt einstellen."
Sonja: "Ich glaube, dass Deutsche mit hohem Bildungsabschluss ganz gute Jobchancen in New York haben. Noch besser ist es, wenn sie mit einer Organisation kommen oder rekrutiert werden. Aber ansonsten sollte einem klar sein, dass New York nach außen Glamour ausstrahlt, aber man im Alltag wirklich viel arbeiten muss, um sein Leben zu finanzieren. Ich arbeite deswegen nur nebenbei akademisch, möchte das allerdings in Zukunft gern auch hauptberuflich machen."
Stefan: "Leben in New York - das war schon ein Traum von mir. Wenn man hier ist, fühlt es sich ein bisschen anders an. Ich finde die Stadt immer noch toll. Wenn man weiß, was man will, kann man hier alles machen. Alles außer Nichtstun. Aber ich möchte nicht mein Leben lang hier bleiben. Ich glaube, dass mir in zehn Jahren eine bessere Lebensqualität mit mehr Urlaub wichtiger sein wird als ein Leben in New York."
Sonja: "Ich finde New York auch sehr inspirierend. Doch der ganze Glamour ist nicht besonders tief und warm. Mir fehlen meine Freunde und Familie, irgendwann will ich auch wieder zurück."
Ole Ohlbrock: "Such dir ein deutsches Unternehmen"
Ole Ohlbrock, 24, Student aus Tübingen, macht seit April 2011 ein Praktikum bei einem Ingenieurbüro in New York
"Zwischen Bachelor und Master wollte ich ein Jahr Auszeit nehmen, um praktische Erfahrungen zu sammeln, nach Möglichkeit auch im Ausland. Als ich feststellte, dass bei mir um die Ecke eines der besten Ingenieurbüros (Schlaich Bergermann & Partner) weltweit für Fußballstadienbau ist, war mir klar: Da will ich hin.
Nach einem halben Jahr Praktikum in Stuttgart erkundigte ich mich nach internationalen Büros und bat meinen Chef um Rat. Da die wirtschaftliche Lage in Südafrika nicht so gut war, fragte er mich, ob ich nicht Lust hätte, mein Praktikum in New York zu machen. Ich konnte es kaum glauben, denn das hatte ich mir immer schon erträumt!
Es ging alles ziemlich problemlos: Das Stuttgarter Büro schickte meine Unterlagen mit Empfehlung nach New York. Bei der letzten Weihnachtsfeier lernte ich den Chef des New Yorker Büros kennen. Weil er auch viele amerikanische Interessenten hatte, bat er mich um Geduld. Nach ein paar Wochen bekam ich das Okay und freute mich sehr. Denn ich glaube, dass man eigentlich schlechte Chancen hat, wenn man sich aus Deutschland direkt in New York bewirbt.
Punktlandung mit drei Monaten Anlauf
Amerikanische Firmen haben oft langwierige Auswahlverfahren, man weiß vorher nicht einmal genau, wo man landet. Außerdem wollen viele US-Firmen nicht das Risiko eingehen, jemanden einzustellen, den sie nicht so gut kennen und bei dem noch der ganze Visumsprozess hinzukommt.
Das ist ein großer Aufwand: Ich brauchte das Ausbildungsvisum, das an das Praktikum gekoppelt ist. Man muss es über eine Agentur beantragen, die meine Unterlagen, inklusive Angaben von dem New Yorker Büro, zur Überprüfung an eine amerikanische Agentur schickt. Wenn alles durchgeht, muss man nur noch zur Botschaft.
Bei mir war es eine ganz schöne Punktlandung, obwohl ich mich drei Monate vorher darum gekümmert hatte. Außerdem hat mich das Ganze 700 Euro gekostet. Aber zum Glück ist mein Praktikum in New York mit 1500 Dollar monatlich vergütet. Außerdem unterstützen meine Eltern mich finanziell, so dass ich hier gut zurecht komme.
Das Praktikum gefällt mir sehr gut. Die Arbeitszeiten sind flexibel, es gibt kaum Hierarchien, die jungen Kollegen sind nett, es wird sehr viel im Team gearbeitet. Außerdem kann ich hier mehr Verantwortung übernehmen. Ehrlich gesagt erhoffe ich mir von meinem Praktikum auch, dass ich mir hier eine Tür aufmache. Denn in den USA werden händeringend deutsche Ingenieure gesucht, es wäre schön, für eine gewisse Zeit in den Staaten zu arbeiten. Doch im September geht es erst mal zurück nach München für den Master."
source: spiegel
Mehr ueber Deutsche in USA und wie man einen Job in USA bekommt:
http://www.usa-nachrichten.com/p/deutsche-in-usa.html
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