Günstige Preise beim Autokauf in den USA
Die Wahrheit über Preise und Ausstattung der US-Modelle deutscher Hersteller
Dienstag, 15.01.2013, 14:50·New York
„Ich will ihn jetzt!" Die Amerikaner sind beim Autokauf sehr fordernd – und betreten den Showroom nie ohne Smartphone. Aber sind die US-Autos auch billige oder nur schnelle Schnäppchen?
„Ich nehme den gleich mit" – mit diesem Satz endet nicht selten ein Verkaufsgespräch in einem amerikanischen Autohaus. Wobei der Begriff Verkaufsgespräch es nicht ganz trifft. Denn ein Amerikaner hat das Fahrzeug seiner Träume in den meisten Fällen schon dabei – auf seinem Smartphone. Die meisten US-Amerikaner nutzen Online-Plattformen wie consumerreports oder autobytel und betreten das in Frage kommende Autohaus mit den Worten: „I want it now!" Sollte das zuvor bestimmte Fahrzeug nicht vorhanden sein, geht´s zum nächsten Händler.
„Ein Amerikaner nimmt sich vor, an dem Tag oder Wochenende ein Auto zu kaufen – und das macht er dann auch", verrät ein Autoverkäufer in Manhattan. Da wundert es nicht, dass Autohändler in den USA in puncto Fuhrpark den europäischen Händlern zahlenmäßig überlegen sind. Anhand der Neuzulassungen lässt sich übrigens auf den damaligen Spritpreis schließen. An Wochenenden mit gesunkenen Preisen steigen die Neuzulassungen, an teuren Benzintagen fallen sie eher verhalten aus.
Autos kaufen auf sechs Etagen
Bei Audi und VW in Manhattan erstreckt sich der Händler-eigene Showroom über sechs Etagen, wovon fünf einem gewöhnlichen Parkhaus gleichen. Doch wie kann das funktionieren? Ganz einfach: Während in Deutschland nahezu unzählige Konfigurationsmöglichkeiten zur Wahl stehen, kann der amerikanische Kunde zum Beispiel beim Passat nur zwischen 14, beim Jetta zwischen 16 verschiedenen Varianten auswählen. Lediglich die Farbwahl könnte die Auswahl etwas erschweren. Hier hilft jedoch die Erfahrung des ortsansässigen Händlers, denn was in dem einen Teil der USA als Ladenhüter gilt, kann am anderen Ende des gewaltigen Landes zum absoluten Trend gehören. So würde ein Autoverkäufer in New York auch nach Monaten noch einen weißen Wagen auf dem Hof stehen haben. Gleichzeitig werden im heißen Bundestaat Arizona alle anderen Fahrzeugfarben als nahezu unverkäuflich deklariert.
Leasen nur für drei Jahre
Bei der Suche nach dem Grund für das durchaus als impulsiv zu beschreibende Autokaufverhalten der Amerikaner fällt stets der Begriff des Leasing und die Frage „Warum soll ein potenzieller Kunde drei Monate auf seinen Wagen warten, wenn er ihn doch nur drei Jahre fährt?" 89 Prozent aller in den USA gekauften VWs oder Audis sind auf drei Jahre geleast. Und nach dem Ende der Garantie- und Servicezeit landen sie auf dem Gebrauchtwagenmarkt. Dieses impulsive Verhalten führt ebenfalls dazu, dass mehr Kleinwagen als eigentlich geplant durch die 50 Bundestaaten der USA fahren. „Wenn der gewünschte große Wagen ausnahmsweise nicht vorhanden ist, wird ein kleines Auto gekauft", erklärt der New Yorker Händler mit einem Grinsen im Gesicht.
Doch bei Zufallseinkäufen soll es natürlich nicht bleiben. Aus diesem Grund hat die Marke Volkswagenin den USA den deutschen Begriff Kundenzufriedenheit ganz oben auf ihre Hausaufgabenliste gesetzt. „Wir wollen Kunden zu Fans machen", heißt es seitens VW. Bei diesem Vorhaben spielt das liebe Geld natürlich auch eine Rolle. Und so schaut es auf den ersten Blick durchaus so aus, als würden in Nordamerika Volkswagen für signifikant weniger den Showroom verlassen als in Deutschland. Allerdings lohnt ein genauer Blick auf die Ausstattungsvarianten und Motorenangebote, um das offensichtliche Schnäppchen auf das zu reduzieren, was es tatsächlich ist: ein zwar günstiges Fahrzeug mit, in den meisten Fällen, Ausstattungen, die in Deutschland weder auf der Preisliste geführt noch gekauft würden.
Die Legende vom Schnäppchen
Da wären zum Beispiel die in den USA gern gekauften Kunstledersitze. Frei nach dem Motto „Show but don´t pay", also frei übersetzt „mehr Schein als Sein", setzen sich VW-Kunden gern auf das Lederimitat. Zugegeben, von außen ist der Unterschied nicht zu erkennen, doch reichen sie nicht an den Komfort von echtem Leder heran. Auch technisch unterscheiden sich die US-Modelle oft von den Europa-Versionen, haben zum Beispiel simplere Fahrwerke und Motoren.
Für eine tatsächliche Preisreduzierung sorgt aber auch die geringe Zahl der Baukombinationen. Die Komplexität der Fertigung sinkt, und mit ihr die Entstehungskosten. Dies führt unter anderem dazu, dass ein VW Passat 2.0 TDI in gängiger SE-Ausführung in den USA für 25 995 US-Dollar angeboten wird. Je nach Bundesstaat fallen jedoch noch Kaufnebenkosten und eine Umsatzsteuer zwischen 0 und 9,5 Prozent an. Die große Frage ist demnach: „Was kostet dieser Passat, wenn er in den USA gekauft und privat nach Deutschland importiert wird?" Das Resultat sind knapp 35 000 Euro – abhängig vom jeweiligen Wechselkurs. Ein Schnäppchen machen demnach nur diejenigen Kunden, die mit ihrem Fahrzeug in den USA verbleiben, wie folgende Beispielrechnung zeigt
Warum der Kauf in den USA kein Schnäppchen ist – eine Beispielrechnung
Fahrzeugnettopreis: $ 25 995,-
Destination Charge $ 770,-
Überweisungskosten $ 61,-
Transport zum Verschiffungshafen $ 600,-
Seefracht $ 950,-
Transportversicherung (2.5%) $ 669,-
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Zwischensumme bei Ankunft in
Rotterdam $ 29 045
Wert in Euro (bei 1.00 €= $1.40) € 20 747
Einfuhrkosten:
Zoll (10% auf Summe aus Kaufpreis,
See-Transport und Versicherung) € 1972
Einfuhrumsatzsteuer (19% auf Zollpflichtige
Summe plus Zoll) € 4122
Einfuhrabwicklung Spedition € 450
Transport zum Kunden € 400
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Zwischensumme inkl. Einfuhr € 2 .692
Umrüstkosten:
Abgasmessung und -Prüfung € 1200
Einzelgutachten Scheinwerfer € 900
Umrüstung Begrenzungsleuchten,
Blinker, Nebelschlussleuchte,
Rückfahrscheinwerfer und Radio € 2000
Technisches Gutachten (TÜV) € 3000
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Gesamtkosten bis Zulassungsfähigkeit € 34 791
Zum Vergleich: Der Listenpreis eines ähnlich ausgestatteten
Passat 2.0 TDI Comfortline in Deutschland beträgt
€ 30 100, also 4691 Euro weniger.
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Source: Focus
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