Die Wege zum eigenen Haus: Finanzierung in Florida & USA - Ablauf eines Immobilenkaufs in den USA
Mit diesem kleinen Leitfaden wollen wir Ihnen alle Hintergründe und Fakten zum Ablauf eines Immobilienkaufs nennen, auf mögliche Gefahren hinweisen und Ihnen auch die Unterschiede zum deutschen Markt erklären.
Zunächst ein Mal empfehlen wir Ihnen sich einen kompetenten Makler Ihrer Wahl auszusuchen, der Sie in allen Angelegenheiten beraten kann und die lokalen Gegebenheiten kennt. Im Gegensatz zu Deutschland ist die Beratung durch einen Makler beim Erwerb einer Immobilie in Florida kostenlos. Weiterhin hat ein Makler in Florida grundsätzlich Zugang zu allen auf dem Markt angeboteten Objekten, diese sind in einer zentralen Datenbank (dem sogenannten "Multiple Listing System" - kurz MLS) gespeichert. Es ist somit nicht nötig, mehrere Makler in der Hoffnung zu kontaktieren, dass einer das ganz spezielle Schnäppchen in seinem Portfolio hat.
Sollten Sie Ihre zukünftige Florida-Immobilie finanzieren wollen, so stehen die Chancen für Europäer nicht schlecht, mindestens 30% Anzahlung werden jedoch vorausgesetzt. Bitte erkundigen Sie sich vorab bei Ihrer Hypothekenbank oder Kreditgeber, welchen Kreditrahmen Ihre Bank Ihnen zur Verfügung stellt. Beachten Sie bitte auch, dass es hier keinen Effektivzins gibt und alle Nebenkosten der Finanzierung beim Closing zu entrichten sind. Diese Finazierungskosten können sich auf bis zu $10,000 belaufen. Die Beratung in Finanzierungsfragen sollte im Idealfall durch einen "Mortgage Broker" erfolgen. Dieser arbeitet unabhängig von den Banken und kann Ihnen mehrere Finanzierungsmodelle und Angebote erstellen.
Bei der Auswahl Ihrer Traum-Immobilie achten Sie nach Möglichkeit nicht nur auf Ihre eigenen persönlichen Vorstellungen, sondern behalten Sie stets auch die Wiederverkaufs-Chancen im Hinterkopf. Es gibt bestimmte Kriterien auf die viele Käufer achten, so z.B. Doppelgarage entgegen Einzelgarage, ein 4 Schlafzimmerhaus entgegen 3 Schlafzimmerhaus usw. Ein hoher Stellenwert kommt natürlich der Lage des Objektes zu, ob es z.B. an einer Hauptstraße liegt oder in einer ruhigen Seitenstraße, ob an einem Frischwasserkanal mit Zugang zum nächsten See oder an einem Salzwasserkanal mit Zugang zum Golf von Mexiko. Wollen Sie die Immobilie auch als Ferienimmobilie vermieten, dann lassen Sie sich beraten, welche Lagen und Objekte von Feriengästen bevorzugt angemietet werden. Den meisten Feriengästen ist ein privater Pool oder bei einer Wohnung ein Gemeinschafts-Pool sehr wichtig.
Bevorzugte Lagen an der Golfküste Floridas sind Cape Coral, Fort Myers Beach, Fort Myers und Bonita Springs.
Haben sich nun für ein bestimmtes Objekt entschieden ist der erste Schritt die Unterbreitung eines Angebots. Ihr Makler wird Sie dahingehend beraten, wie die Preisgestaltung aussehen könnte. Diese kann je nach Objekt und Lage ganz unterschiedlich aussehen, wichtig sind Einzelheiten, z.B. ob die ausgewählte Immobilie ein regulärer Verkauf ist und wie lange die Immobilie schon am Markt ist. Viele Käufer nehmen zunächst einmal an, dass sie beim Erwerb einer Immobilie aus der Zwangsversteigerung einen erheblich niedrigeren Preis bieten können. Dies ist in den meisten Fällen nicht korrekt, denn oft werden solche Objekte für $20,000 bis $30,000 über dem Angebotspreis verkauft. Die Banken möchten ihre Immobilien nicht lange halten und bieten diese Objekte aus Zwangsversteigerungen oft zu Lockpreisen an. Wie bei einer Auktion gilt das "highest and best offer" und den Zuschlag bekommt oftmals der Bieter mit dem höchsten Gebot. Auch bei einem regulären Verkauf ist eine Immobilie nicht immer erst dann ein Schnäppchen, wenn der Verkäufer um mindestens 10% heruntergehandelt wurde! Ein erfahrener Makler wird Sie diesbezüglich gut beraten können und Ihnen eine realistische Preiseinschätzung geben.
Haben Sie sich also auf einen Angebotspreis geeinigt, wird Ihr Makler dieses Angebot beim Verkäufer schriftlich einreichen und Sie durch den ganzen Verkaufsprozess (“Closing") begleiten. Anders als in Deutschland wird dieses Angebot bereits in Form eines Kaufvertrags abgegeben, dieser Vertrag ist jedoch in der Regel noch nicht bindend. Immobilien-Kaufverträge enthalten gewisse Ausstiegsklauseln, die es dem Käufer ermöglichen, sein Angebot innerhalb einer gewissen Frist zurückzuziehen. Sollten sich während der Verkaufsverhandlungen Umstände ergeben, die vor Abgabe des Angebots nicht bekannt waren und die Kaufentscheidung negativ beeinflussen, ist auch hier i.d.R. ein Rücktrittsrecht gegeben.
Nachdem der Kaufvertrag beim Verkäufer eingegangen ist, liegt es nun an ihm zu entscheiden, ob er diesen auch annehmen möchte. Im Idealfall wird Ihr Angebot akzeptiert, es kann jedoch auch zu weiteren Preisverhandlungen kommen, weil mehrere Interessenten ein Angebot abgegeben haben. Alle Verhandlungen mit dem Verkäufer werden natürlich vom Makler in Ihrem Auftrag und gemäß Ihren Vorgaben geführt.
Wenn Ihr Angebot akzeptiert wurde, sollten Sie zur Absicherung eine Inspektion Ihrer zukünftigen Immobilie durchführen lassen. Dabei wird das Objekt auf bauliche Mängel geprüft, es kann darüber hinaus festgestellt werden, ob ein Befall von Schädlingen (Termiten) oder Schimmel vorliegt. Auch kann eine Grundstücksvermessung und ein Wertgutachten erstellt werden. Die Kosten dieser Prüfungen sind in der Regel vom Käufer zu tragen, sofern im Kaufvertrag nichts anderes geregelt ist. Auch wenn es auf den ersten Blick unlogisch erscheint, so macht es dennoch mehr Sinn, diese Untersuchungen erst nach der Akzeptanz Ihres Angebots durch den Verkäufer durchführen zu lassen. Andernfalls müssen Sie die Inspektions- und Prüfungs-Kosten vorlegen, ohne sicher sein zu können, dass Sie den Zuschlag für das Objekt auch tatsächlich bekommen. Sollten bei diesen Prüfungen schwerwiegende und vorher nicht bekannte Mängel aufgedeckt werden, sind Sie innerhalb einer gewissen Frist zur Nachverhandlung oder zum Rücktritt vom Vertrag berechtigt.
Am Tag des Closings oder besser noch einen Tag davor muss die Restkaufsumme bei der Title Company eingegangen sein. Dies kann per beglaubigtem Scheck Ihrer US Bank ("Cashiers Check") oder per Überweisung erfolgen. Bitte beachten Sie bei Auslandsüberweisungen die ggfs längere Dauer. Dank Internet und Email müssen Sie am Closing Tag nicht in Florida anwesend sein. Die Closing Dokumente können entweder via Email oder UPS/FedEx zu Ihnen geschickt werden. Sollte der Erwerb Ihrer Immobilie eine Finanzierung beinhalten, dann müssen Sie die Closing Dokumente bei einem Notar oder der US Botschaft in Ihrem Heimatland unterschreiben und Ihre Unterschrift muss dann von Ihrem Notar oder einem Notary der US Botschaft beglaubigt werden. Nach Unterzeichnung und Beglaubigung senden Sie die kompletten Unterlagen dann via UPS/FedEx wieder an Ihren Immobilienmakler, der Sie beim Closing vertreten wird, oder direkt zur Title Company zurück. Beachten Sie bitte das alle Closing Dokumente pünktlich am Closing Tag eintreffen müssen oder vorher. Sollte keine Finanzierung involviert sein, verzichten einige Title Companies auf die Beglaubigung der Dokumente von einem Notar in Ihrem Heimatland. Aber auch hier ist es angebracht sich vorab zu erkundigen, jede Title Company hat ihre eigenen Richtlinien.
Es findet eine finale Begehung des Objekts statt um sicherzustellen, dass die Übergabe gemäß Kaufvertrag erfolgt. Am Tag des Closings erwirbt der Käufer das Eigentum an der Immobilie, ab diesem Tag gehen alle Rechte und Pflichten auf den Käufer über. Das Eigentum an der Immobilie wird durch eine Eigentumsübertragungsurkunde ("Deed") übergeben, welche dann im Grundbuch ("Public Records") eingetragen wird. Bei Barzahlung dauert das Prozedere etwa 3 Wochen, bei einer US-Kreditfinanzierung muss mit mindestens einem weiteren Monat gerechnet werden.
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