NEW YORK HOTELS / NEW YORK
Zwischen Buchdeckeln schlafen
Von Denis Krah
Schuld an den hohen Zimmernummern hat Melvil Dewey. Ende des 19. Jahrhunderts entwickelte der US-amerikanische Bibliothekar die Dezimalklassifikation des deutschen Wissenschaftlers Gottfried Wilhelm Leibniz weiter. Heute ist die Dewey-Dezimalklassifikation - kurz: DDC - das weltweit bekannteste System für die inhaltliche Erschließung von Bibliotheksbeständen. Stilecht findet die Nummerierung auch im New Yorker Hotel "The Library" Verwendung - schließlich würde das Gasthaus ins Deutsche übersetzt schlicht "Die Bücherei" heißen.Mitten in Manhattan, ein bis zwei Fußminuten von der Grand Central Station und nur drei Blocks vom Theaterdistrikt entfernt, finden sich vor dem Hotel schon die ersten literarischen Spuren: in das Trottoir eingelassene Zitate berühmter Autoren. Im Inneren des Library verteilen sich die 60 Zimmer auf die zehn oberen der insgesamt vierzehn Stockwerke, wobei jede Etage des Boutiquehotels thematisch einer der DDC-Hauptkategorien gewidmet ist.
So gehört der 4. Stock, DDC-Kennziffer 400, den Sprachwissenschaften, im 8. Stock dreht sich alles um Belletristik und vier Etagen höher hat unter der Nummer 1200 die Religion einen Platz gefunden. Die einzelnen Suiten und Räume sind jeweils weiter spezialisiert. So verbergen sich hinter den Zimmernummern 400.003, 800.006 und 1200.001 etwa die Fachgebiete Germanische Sprachen, Mystery sowie die Abteilung Fernöstliche Religion.
Selbstverständlich passt sich die Einrichtung der Zimmer ihren jeweiligen Themenschwerpunkten an. Mehr als 6000 Bücher wurden entsprechend den DDC-Kategorien über die Räume des Hotels verteilt. Auf Zimmer 700.004 (Fotografie) finden sich zahlreiche Bildbände, in 300.006 (Recht) eine reichhaltige Auswahl an Gesetzestexten.
Besonderer Beliebtheit erfreuen sich übrigens die Zimmer 800.001 und 1100.006. Hier dreht sich alles um Erotische Literatur und die Liebe. Für diese Räume bietet das "The Library" sogar spezielle Erotik-Pakete an, inklusive Massageöl, einem Dutzend roter Rosen und einer Mini-Ausgabe des "Kama Sutra". Furchtlose steigen im "The Library" am besten im dem Zimmer mit der Nummer 1100.005 ab. Der Raum steht ganz im Zeichen der so genannten Paranomalen Wissenschaft. Bislang ist allerdings nicht überliefert, ob die vier Wände neben vielen Buchseiten Forschung auch echten Poltergeistern eine Heimat bieten. Fakt ist jedoch, dass dieses Zimmer am wenigsten gebucht wird.
* Die angegebenen Preise für die Hotelzimmer können je nach Buchungsart und Jahreszeit variieren.
source merian
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen