Mit langsamen, großen Schritten kommt Michelle Obama auf die Bühne in Charlotte. Sie winkt, sie strahlt, sie verteilt Kusshände. Noch bevor sie überhaupt den Mund aufgemacht hat, hat sie das Publikum schon für sich eingenommen. Michelle Obama, seit vier Jahren Amerikas First Lady, ist das Rampenlicht gewohnt - und sie spielt souverän damit. Mit ihrem Auftritt stellt sie die viel gelobte Rede von Ann Romney in der vergangenen Woche in Tampa in den Schatten. Die Gattin des Herausforderers war zwar auch selbstsicher, aber sichtlich nervöser bei ihrer großen Ansprache auf der Krönungsmesse ihres Mannes. Sie brauchte einige Minuten, um in ihre Rede hineinzukommen. Immer wieder kicherte sie wie ein unsichererer Teenager, der seine Nervosität zu überspielen versucht. Manchmal wurde die 63-Jährige sogar rot. Bei Michelle Obama, fünfzehn Jahre jünger als Ann, gibt es keine solchen Anzeichen von kleinen Schwächen. Dafür umso mehr Leidenschaft und klare Worte an die Kritiker ihres Mannes.
Michelle Obamas Rolle ist eine andere als die von Ann Romney. Sie ist nicht mehr lediglich die Weichzeichnerin ihres Mannes. Zwar betont auch sie seine persönliche Seite, doch mehr als je zuvor rückt sie ihren Mann in Charlotte als Präsidenten ins Licht. Mit bestechender Vehemenz pocht sie auf seine Erfolge. Zunächst wählte Michelle Obama ruhige Worte, einfühlsame. Doch dann wird sie bestimmt - und für ihre Verhältnisse ungewöhnlich politisch. Kerzengerade steht die First Lady am Rednerpult, als sie ihre emotional-kraftvolle Verteidigungsrede für ihren Mann hält. Immer wieder lässt sie den Blick ins Publikum schweifen. Und eine kleine Geste - das Heben des rechten Zeigefingers - reicht, um das immer wieder laut jubelnde Publikum zur Ruhe zu bringen.
Auch Ann Romney hat ohne Zweifel ein Händchen dafür, ihre Landsleute zu berühren. Als sie in Tampa damit beginnt, die Geschichte ihres Mannes zu erzählen, wird es in der Halle fast schon ehrfürchtig still. Gebannt hängen die republikanischen Delegierten an den Lippen der zierlichen Frau. Aber ein Heimspiel ist die große Bühne für Ann Romney nicht. Lange hat sie das Rampenlicht gescheut. Öffentliche Auftritte waren selbst als First Lady von Massachusetts selten. Doch nun tut sie das, was man von ihr verlangt: Sie vermittelt ein persönliches Bild von ihrem Mann. Von einem liebevollen Ehemann, guten Vater und fürsorglichen Freund. Sie macht dies mit Bravour: sanft, ohne zu soft zu wirken, überzeugend, ohne doktrinierend zu sein. allerdings bleiben Überraschungsmomente bei ihr aus.
Style-Guide
Ein tailliertes, rosa-rot geblümtes Kleid, hochhackige Schuhe, die Haare offen: Auch rein optisch schlägt Michelles Auftritt in Charlotte ein - natürlich. Was Michelle in ihrem Kleiderschrank hat wird zum Trend. Ihr selbstbewusster Klamottenmix aus Mode von der Stange und edlen Designerstücken hat sie zur Stil-Ikone gemacht. Dass sich Michelle Obama in ihrer Haut wohlfühlt, kann jedermann sehen. Ihre berühmten, durchtrainierten Oberarme zeigt sie auch in Charlotte. Sie hat sich für ein ärmelloses Kleid entschieden. So wie sie es gerne tut. Amerikas First Lady ist eine selbstbewusste Frau. Jeder kann das sehen.
Doch auch Ann Romney ist in Sachen Mode keine Frau Biedermann. Für ihren Auftritt in Tampa hat sie ein tiefrotes Kleid ausgewählt. Rot, die Farbe der Republikaner. Es stand ihr hervorragend. Auch Ann Romney hat zweifellos Geschmack und müsste ihren Kleiderschrank im Falle eines Wahlsieges ihres Mannes nicht neu erfinden. Ungeachtet des reiferen Alters hat sie Mut zu kräftigen Farben: blau, rot, pink. Und ein Faible für Accessoires. Ann kombiniert ihre geschmackvollen Kostüme gerne mit dicken Broschen oder breiten Gürteln.
Juristin und Mutter
Jeder weiß, dass Michelle Obama die starke Frau an Barack Obamas Seite ist. Sie hat in der Ehe die Hosen an. Selbst der Präsident gibt das mit einem Augenzwinkern gern zu. Michelle hat es geschafft, neben der Marke Barack ihre eigene Marke zu entwickeln. Inzwischen verkauft sich diese besser als die ihres Mannes. Ihr Image ist nach wie vor lupenrein: tough, herzlich, gerade heraus. Die Kratzer hat der Präsident abbekommen. Nicht sie.
Was erst auf den zweiten Blick zu erkennen ist: Auch Ann Romney führt mit ihrem Mann eine Ehe auf Augenhöhe. Ihr ältester Sohn Tagg sagte einmal, Ann Romney sei der "Dad Stabilisator". Ohne Ann an seiner Seite sei Mitt Romney nicht er selbst. Michelle und Ann - beide sind schon lange keine Geheimwaffen mehr im Kampf ihrer Männer um die Gunst der Wählerstimmen. Doch ihre Rollen könnten unterschiedlicher nicht sein.
Michelle Obama, die Harvard-Juristin, ist als First Lady im unermüdlichen Einsatz für die Gesundheit von Amerikas Kindern. Ihre Kampagne "Let's move", in der sie gesunde Ernährung und Sport anpreist, findet landesweit Beachtung. Legendär ist schon heute ihr Gemüsegarten, den sie auf dem Rasen im Weißen Haus gepflanzt hat. Salat, Möhren, Gurken. Alles züchten die Obamas selbst - dank Michelle Obama. Neben Amerikas Kindern liegen der modernen First Lady vor allem Amerikas Kriegshelden am Herzen. Sie setzt sich dafür ein, dass heimgekehrte Soldaten und deren Familien nach dem Vaterlandseinsatz eine gesicherte Zukunft haben.
Ann Romney ist bisher vor allem Mutter von fünf Söhnen und 18 Enkelkindern, die daheim dafür sorgt, dass das Familienleben der Romneys groß geschrieben wird. Unlängst präsentierte sie im US-Fernsehen stolz ihre Küche im Sommerhaus in New Hampshire. In der Küchenmitte steht eine große, ovale Arbeitsinsel. Sie ist von innen ausgehöhlt - damit die Enkel darin Platz finden und Ann beim Backen von Pancakes und Kuchen helfen können.
Gegenseitige Attacken bleiben aus
Wer Ann Romney jedoch allein den Stempel "herzliche Hausfrau" aufdrückt, tut ihr unrecht. Schon als First Lady von Massachusetts stach sie durch ihr großes karitatives Engagement hervor. Sie kümmerte sich vor allem für Jugendliche aus unterprivilegierten Familien und für Kinder, die an einer schweren Krankheit leiden. Anns Rolle im Wahlkampf ihres Mannes ist allerdings klar definiert: Sie soll für Mitt zum Frauenfänger werden. Mit dieser Wählergruppe tut sich Mitt Romney überproportional schwer.
Michelle Obama und Ann Romney verbindet die große Herzlichkeit und Wärme, die sie ausstrahlen. Jede auf ihre Art. Mit Attacken aufeinander halten sie sich völlig zurück. Keine der beiden erwähnte bei ihren Parteitagsreden die andere.
Ann Romney hatte schon vor Tampa viele Fans. Seit Tampa sind es noch einige mehr. Doch die Power einer Michelle Obama kann die Romney-Gattin einfach nicht toppen.
Michelle Obamas Rolle ist eine andere als die von Ann Romney. Sie ist nicht mehr lediglich die Weichzeichnerin ihres Mannes. Zwar betont auch sie seine persönliche Seite, doch mehr als je zuvor rückt sie ihren Mann in Charlotte als Präsidenten ins Licht. Mit bestechender Vehemenz pocht sie auf seine Erfolge. Zunächst wählte Michelle Obama ruhige Worte, einfühlsame. Doch dann wird sie bestimmt - und für ihre Verhältnisse ungewöhnlich politisch. Kerzengerade steht die First Lady am Rednerpult, als sie ihre emotional-kraftvolle Verteidigungsrede für ihren Mann hält. Immer wieder lässt sie den Blick ins Publikum schweifen. Und eine kleine Geste - das Heben des rechten Zeigefingers - reicht, um das immer wieder laut jubelnde Publikum zur Ruhe zu bringen.
Auch Ann Romney hat ohne Zweifel ein Händchen dafür, ihre Landsleute zu berühren. Als sie in Tampa damit beginnt, die Geschichte ihres Mannes zu erzählen, wird es in der Halle fast schon ehrfürchtig still. Gebannt hängen die republikanischen Delegierten an den Lippen der zierlichen Frau. Aber ein Heimspiel ist die große Bühne für Ann Romney nicht. Lange hat sie das Rampenlicht gescheut. Öffentliche Auftritte waren selbst als First Lady von Massachusetts selten. Doch nun tut sie das, was man von ihr verlangt: Sie vermittelt ein persönliches Bild von ihrem Mann. Von einem liebevollen Ehemann, guten Vater und fürsorglichen Freund. Sie macht dies mit Bravour: sanft, ohne zu soft zu wirken, überzeugend, ohne doktrinierend zu sein. allerdings bleiben Überraschungsmomente bei ihr aus.
Style-Guide
Ein tailliertes, rosa-rot geblümtes Kleid, hochhackige Schuhe, die Haare offen: Auch rein optisch schlägt Michelles Auftritt in Charlotte ein - natürlich. Was Michelle in ihrem Kleiderschrank hat wird zum Trend. Ihr selbstbewusster Klamottenmix aus Mode von der Stange und edlen Designerstücken hat sie zur Stil-Ikone gemacht. Dass sich Michelle Obama in ihrer Haut wohlfühlt, kann jedermann sehen. Ihre berühmten, durchtrainierten Oberarme zeigt sie auch in Charlotte. Sie hat sich für ein ärmelloses Kleid entschieden. So wie sie es gerne tut. Amerikas First Lady ist eine selbstbewusste Frau. Jeder kann das sehen.
Doch auch Ann Romney ist in Sachen Mode keine Frau Biedermann. Für ihren Auftritt in Tampa hat sie ein tiefrotes Kleid ausgewählt. Rot, die Farbe der Republikaner. Es stand ihr hervorragend. Auch Ann Romney hat zweifellos Geschmack und müsste ihren Kleiderschrank im Falle eines Wahlsieges ihres Mannes nicht neu erfinden. Ungeachtet des reiferen Alters hat sie Mut zu kräftigen Farben: blau, rot, pink. Und ein Faible für Accessoires. Ann kombiniert ihre geschmackvollen Kostüme gerne mit dicken Broschen oder breiten Gürteln.
Juristin und Mutter
Jeder weiß, dass Michelle Obama die starke Frau an Barack Obamas Seite ist. Sie hat in der Ehe die Hosen an. Selbst der Präsident gibt das mit einem Augenzwinkern gern zu. Michelle hat es geschafft, neben der Marke Barack ihre eigene Marke zu entwickeln. Inzwischen verkauft sich diese besser als die ihres Mannes. Ihr Image ist nach wie vor lupenrein: tough, herzlich, gerade heraus. Die Kratzer hat der Präsident abbekommen. Nicht sie.
Was erst auf den zweiten Blick zu erkennen ist: Auch Ann Romney führt mit ihrem Mann eine Ehe auf Augenhöhe. Ihr ältester Sohn Tagg sagte einmal, Ann Romney sei der "Dad Stabilisator". Ohne Ann an seiner Seite sei Mitt Romney nicht er selbst. Michelle und Ann - beide sind schon lange keine Geheimwaffen mehr im Kampf ihrer Männer um die Gunst der Wählerstimmen. Doch ihre Rollen könnten unterschiedlicher nicht sein.
Michelle Obama, die Harvard-Juristin, ist als First Lady im unermüdlichen Einsatz für die Gesundheit von Amerikas Kindern. Ihre Kampagne "Let's move", in der sie gesunde Ernährung und Sport anpreist, findet landesweit Beachtung. Legendär ist schon heute ihr Gemüsegarten, den sie auf dem Rasen im Weißen Haus gepflanzt hat. Salat, Möhren, Gurken. Alles züchten die Obamas selbst - dank Michelle Obama. Neben Amerikas Kindern liegen der modernen First Lady vor allem Amerikas Kriegshelden am Herzen. Sie setzt sich dafür ein, dass heimgekehrte Soldaten und deren Familien nach dem Vaterlandseinsatz eine gesicherte Zukunft haben.
Ann Romney ist bisher vor allem Mutter von fünf Söhnen und 18 Enkelkindern, die daheim dafür sorgt, dass das Familienleben der Romneys groß geschrieben wird. Unlängst präsentierte sie im US-Fernsehen stolz ihre Küche im Sommerhaus in New Hampshire. In der Küchenmitte steht eine große, ovale Arbeitsinsel. Sie ist von innen ausgehöhlt - damit die Enkel darin Platz finden und Ann beim Backen von Pancakes und Kuchen helfen können.
Gegenseitige Attacken bleiben aus
Wer Ann Romney jedoch allein den Stempel "herzliche Hausfrau" aufdrückt, tut ihr unrecht. Schon als First Lady von Massachusetts stach sie durch ihr großes karitatives Engagement hervor. Sie kümmerte sich vor allem für Jugendliche aus unterprivilegierten Familien und für Kinder, die an einer schweren Krankheit leiden. Anns Rolle im Wahlkampf ihres Mannes ist allerdings klar definiert: Sie soll für Mitt zum Frauenfänger werden. Mit dieser Wählergruppe tut sich Mitt Romney überproportional schwer.
Michelle Obama und Ann Romney verbindet die große Herzlichkeit und Wärme, die sie ausstrahlen. Jede auf ihre Art. Mit Attacken aufeinander halten sie sich völlig zurück. Keine der beiden erwähnte bei ihren Parteitagsreden die andere.
Ann Romney hatte schon vor Tampa viele Fans. Seit Tampa sind es noch einige mehr. Doch die Power einer Michelle Obama kann die Romney-Gattin einfach nicht toppen.
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