TV-Duell USA: Biden zeigt Zähne - US-Vizepräsident besser als Obama
Es war DIE verbale Kraftprobe, auf die Amerika gewartet hatte: Das einzige TV-Duell der Vize-Kandidaten für das US-Präsidentenamt. Joe Biden (69), das demokratische Schwergewicht, gegen den jungenhaft aussehenden Republikaner Paul Ryan (42).
Anders als sein Chef Barack Obama (51) vor einer Woche gab sich Vize-Präsident Biden aggressiv und kämpferisch. So aggressiv und kämpferisch, dass die Republikaner in Kommentaren sofort über ihn herfielen: 82-mal habe er Ryan unterbrochen, wüteten die Konservativen.
Lob dagegen von US-Präsident Obama: „Ich bin sehr stolz auf ihn." Erwartungsgemäß war auch Obamas Herausforderer Mitt Romney (65) zufrieden mit seinem Vize. Ryan habe sich „fantastisch geschlagen".
Fakt ist: Der ultrakonservative Ryan hatte sich von Bidens Angriffen nicht aus dem Konzept bringen lassen. Und auch inhaltlich, so die Einschätzung in der US-Presse, schlug er sich nicht schlecht.
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Einen klaren Sieger wie Romney vor einer Woche gab es diesmal nicht. Laut CNN lag Ryan nach ersten Umfragen mit 48 zu 44 Prozent vorn. Doch bei den zahlreichen noch unentschiedenen Wählern schnitt Biden deutlich besser ab.
In der Gruppe, die bei der Wahl in dreieinhalb Wochen eine entscheidende Rolle spielen dürfte, kam er in einer Erhebung des Nachrichtenkanals CBS News auf 50 Prozent, Ryan erreichte 31 Prozent.
BIDENS ZÄHNE SIND THEMA
Was auffiel: Biden dominierte die 90 Minuten. Und er ist es nun auch, der in der großen Twitter-Welt für Aufregung sorgt. Allerdings sind es nict seine Aussagen, sondern sein Gebiss, worüber die Leute reden.
Sein nicht immer ganz echt wirkendes dröhnendes Gelächter erlaubte nämlich einen genauen Blick auf ein amerikanisches Zahnpastalächeln. Ein Thema, dem auch politische Korrespondenten nicht ausweichen können.
„Ich bin mir nicht sicher, ob die Debatten-Kameras auf Bidens Zähne vorbereitet waren. Das schaut man sich besser mit einer Sonnenbrille an", schrieb der Korrespondent des „Time"-Magazins, Michael Scherer.
Das Internet-Magazin „Politico" widmete Bidens Mimik noch in der Nacht eine umfangreiche Story unter dem Titel „Twitter runzelt die Stirn über Bidens Lachen". „Bidens Lächeln ist außer Kontrolle geraten", stellte der Kommentator des Senders NBC, David Gregory, fest.
Twitter-Userin Heatherette spottete: „Ich werde Bidens Zähne wählen." Und Conner Hughes fragte: „Biden, wirst Du von Colgate gesponsert?"
Der politische Gegner griff Bidens auffälliges Verhalten dankbar auf. „Sein Lachen und sein herablassendes Verhalten ist ein Desaster", schrieb der politische Berater der Republikaner, Brad Dayspring.
Noch in der Nacht verschickte der Parteichef der Republikaner, Reince Pribus, einen Video-Zusammenschnitt von Ryans Rede und dem zeitgleichen Lächeln des 27 Jahre älteren Kontrahenten Biden.
TWITTERTREND „MALARKEY"
CNN vermerkte in der Nacht nach dem TV-Duell einen Twittertrend: „#Malarkey" – ein nicht so häufig verwendeter irischer Ausdruck, übersetzt: „Quatsch". So bezeichnete Biden die Ausführungen Ryans über Obamas vermeintlich schwache Außenpolitik. „Mit allem Respekt, das ist vollkommener Quatsch", sagte Biden und benutzte damit vor einem Millionenpublikum eine eher freundliche Umschreibung für etwas, was man eben nicht im US-Fernsehen sagt: Sch...
Twitter-Analysten stellten aber fest, dass das Wort „laughing" (lachend) mit am häufigsten in den Beiträgen erwähnt wurde.
NÄCHSTES TV-DUELL DIENSTAG
Am 16. und 22. Oktober treten noch einmal Obama und Romney in TV-Duellen gegeneinander an. Beim ersten Schlagabtausch am 3. Oktober war es Romney, der den Twitter-Trend der Nacht bestimmte: Seine Ankündigung, die Subventionen für den öffentlichen Sender PBS, bei dem die „Sesamstraße" läuft, zu kürzen, sorgte für einen Sturm der Entrüstung.
Er liebe „Big Bird" (englisch für den gelben Vogel Bibo), dennoch werde er den Rotstitft ansetzen, sagte Romney. Bibo wurde prompt der heimliche Debattenstar.
Und nicht nur Amerika wartet gespannt darauf, was Obama und Romney in den kommenden Wochen twittertauglich von sich geben...
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