FOLGEN DES WIRBELSTURMS
Obama sagt nach "Sandy" Halloween-Fest für Kinder ab
Der US-Präsident gibt nach "Sandy" den entschlossenen Macher. Gegner Romney sind eine Woche vor der Wahl die Hände gebunden.
Washington. US-Präsident Barack Obama (51) hat nach dem verheerenden Sturm "Sandy" das traditionelle Halloween-Fest für Kinder im Weißen Haus abgesagt. Im vergangenen Jahr hatte Obama mit seiner Frau Michelle (48) noch etwa 2000 Schulkinder aus der Umgebung Washingtons zu Gast und verteilte – wie Millionen andere - Süßigkeiten. Am Mittwoch jedoch musste die First Family andere Prioritäten setzen: Der Präsident änderte seinen Terminplan, um nach Atlantic City im US-Bundesstaat New Jersey reisen zu können. Der Bundesstaat New Jersey ist von "Sandy" besonders schwer getroffen worden und kämpft mit Überschwemmungen und Verwüstung.
Dr erbitterte Wahlkampf ist eine Woche vor dem Abstimmungstermin durch den verheerenden Sturm weitgehend zum Erliegen gekommen. So scheint es zumindest. Denn das beherzte Krisenmanagement versetzt Amtsinhaber Obama in die angenehme Lage, für seine Wiederwahl werben zu können, ohne tatsächlich über Politik sprechen zu müssen.
Der US-Präsident profiliert sich als Macher, der die Hilfsmaßnahmen koordiniert und als Staatsmann, der das kleinliche Parteiengezänk angesichts der nationalen Krise hinter sich lässt. Mit großem Pathos richtete sich Obama am Dienstag beim Besuch der Zentrale des Roten Kreuzes in Washington an die Betroffenen: "Amerika steht euch bei."
In der gegenwärtigen Situation ist der Amtsinhaber klar im Vorteil. Der republikanische Präsidentschaftskandidat Mitt Romney kann Konservendosen in Hilfstransporte laden, wie am Dienstag im US-Staat Ohio. Obama dirigiert aus dem Lagezentrum des Weißen Hauses heraus die Bundesbehörden und steuert die Hilfsmaßnahmen im gesamten Nordosten der USA.
Als hemdärmeliger Commander in Chief rief er am Dienstag die Opfer des Sturms auf, sich von den Behörden nicht vertrösten zu lassen. Wer Hilfe benötige, werde sie erhalten. Er habe den Gouverneuren der betroffenen US-Staaten seine uneingeschränkte Unterstützung zugesagt. "Sie können mich persönlich im Weißen Haus anrufen", sagte Obama.
Die Ausnahmesituation schafft ungewöhnliche Koalitionen: Der republikanische Gouverneur von New Jersey, Chris Christie, lobte die Zusammenarbeit zwischen den örtlichen und bundesstaatlichen Behörden als "ausgezeichnet" und hob dabei vor allem das Engagement Obamas hervor. Er habe bereits drei Mal mit dem Präsidenten telefoniert, nachdem dieser von der schwierigen Lage in New Jersey erfahren habe, sagte Christie am Dienstag dem Nachrichtensender CBS News.
Lob vom republikanischen Gouverneur Christie
Daraufhin habe Obama im Schnellverfahren die Ausrufung des Notstands für den Staat angeordnet – ohne die üblichen bürokratischen Hürden. "Ich kann ihm nicht genug dafür danken", sagte Christie weiter. Auf die Frage, ob er mit Hilfe von Romney rechne, reagierte er hingegen unwirsch: " "Ich habe keine Ahnung. Das ist nicht im mindesten mein Problem, noch interessiert mich das." Im republikanischen Vorwahlkampf war Christie noch als möglicher Vizepräsidentschaftskandidat von Romney gehandelt worden. Zuletzt hatte Christie seinen Parteifreund im Wahlkampf unterstützt.
Wann Obama vom Krisenmanager wieder zum Wahlkämpfer wird, werde im Weißen Haus entschieden, nicht in der Wahlkampfzentrale der Demokraten, heißt es. Allerdings dürfte im Lager des Präsidenten unter Wahlkampfgesichtspunkten niemand unglücklich über die derzeitige Lage sein.
"Der Präsident konzentriert sich auf genau das, wozu ihn die Amerikaner gewählt haben: Er führt das Land durch die Krise", sagte seine Wahlkampfsprecherin Jen Psaki. Angesichts solch staatstragenden Gehabes sind dem sonst so bissigen Romney die Hände gebunden. In Krisenzeiten honorieren US-Wähler keine politischen Seitenhiebe, die die nationale Einheit gefährden könnten.
Also bleibt Romney nur der demütige Dienst am Nächsten. In einer Sporthalle in Ohio half er am Dienstag, Hilfslieferungen in Lastwagen zu laden. "Wir brauchen für die Familien in Not jede Hilfe, die wir bekommen können", sagte er. Allerdings konnte er es sich dann doch nicht verkneifen, einen Wahlwerbespot zu zeigen, in dem er verspricht, die USA wieder stark zu machen.
Die Reaktion der demokratischen Strategen ließ nicht lange auf sich warten. "Wir werden schon früh genug zum wichtigsten Wahlkampf unseres Lebens zurückkehren", schrieb Obamas Wahlkampfleiter Jim Messina in einer E-Mail. Anstatt aber wie üblich um Wahlkampfspenden zu werben, bat Messina in dem Schreiben an Unterstützer um Hilfe für das Rote Kreuz.
Jeder Tag, an dem Obama weiter den Krisenmanager geben kann, ist ein gewonnener Tag für seine Kampagne. Und so macht der Präsident fleißig Wahlkampf, ohne auch nur ein Wort über die Abstimmung in der kommenden Woche zu verlieren.
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