Mit Luxushotels wollte Las Vegas fein werden. Gelebt aber hat die Spielerstadt immer von den kleinen Leuten. Das rächt sich jetzt in der Krise.
Las Vegas zieht jährlich über 30 Millionen Besucher an
Bettwäsche aus feinstgesponnener ägyptischer Baumwolle, Suiten von der Größe eines Ballsaals und Flachbildschirme selbst im Bad – in den letzten Jahren hat Las Vegas versucht, mit jeder Menge Luxus Gäste zu ködern. Megahotels mit mehr als 3000 Zimmern mutierten in fantastische Entertainment-Welten mit riesigen Casinos, nachgebauten Sehenswürdigkeiten aus Old Europe, aufwendigen Shows und teuren Shopping-Malls. Erstmals setzten die wirklich hochpreisigen Häuser auch auf Wellness, Beauty und Erholung. Ihr Ziel: zahlungskräftigere Gäste.Zu den Pionieren dieses Luxustrends gehört Steve Wynn. Mit dem 1989 eröffneten „Mirage Resort“ gehörte er zu den Ersten, die zusätzlich zum Casino mit Markenboutiquen und feinen Restaurants direkt am berühmten Strip nicht nur auf Zocker aus aller Welt setzten. Mit Erfolg. Unter seiner Federführung entstanden weitere Traumwelten wie das fast 4000 Zimmer zählende „Bellagio“, das täglich Tausende von Besuchern allein schon wegen der riesigen Fontänen seiner Springbrunnen anzieht. Und nicht nur Wynn setzte auf Überfluss und Gigantomanie. Die Casino-Gruppe Las Vegas Sands reihte sich mit „The Venetian“ und über 7000 Suiten ebenfalls in die Luxuskategorie ein. Das war vor über zehn Jahren.
Zu teuer, zu exklusiv
Doch damit war Wynns Ehrgeiz noch lange nicht am Ende. 2005 eröffnete er mit dem „Wynn Las Vegas“ erstmals eine noble Bettenburg unter seinem Namen. Das 2716 Zimmer große Hotel war mit 2,7 Milliarden US-Dollar Baukosten damals das teuerste, das jemals gebaut wurde. Das „MGM Grand“ mit 5044 Zimmern konterte wenig später mit drei exklusiven Hoteltürmen mit jeweils 576 Suiten. In diesem Jahr plant außerdem die MGM-Mirage-Gruppe noch die Eröffnung des „CityCenter“ mit Hotel, Luxusappartements, Casino und natürlich edlen Shops.
Allerdings haben sich die Zeiten seit Herbst letzten Jahres geändert. Das konnte Steve Wynn deutlich spüren, als er kurz vor Weihnachten, am 22.12., das „Encore“ eröffnete. Die Eröffnungspreise der 2034 Zimmer begannen ab 159 US-Dollar. Fast 100 US-Dollar weniger als noch vor drei Jahren, als er das Schwesterhotel „Wynns“ einweihte.
Aber nicht nur der Hotel-Tycoon leidet. 2008 fielen die Einnahmen aus dem Glücksspiel um 25,8 Prozent. Der durchschnittliche Zimmerpreis sank um 14,3 Prozent. Las Vegas steckt tief in der Krise. Denn die Glitzermetropole lebt vor allem vom Zocken. Rund 6,8 Milliarden US-Dollar verdiente die Stadt 2007 mit Roulette & Co. 2004, in ihren besten Zeiten, zählte das Dorado für Spieler rund 37 Millionen Touristen. Nur ein Bruchteil der Besucher – rund 500 000 Europäer, darunter 100 000 Deutsche – kommt aus dem Ausland. Bei der Mehrheit handelt es sich um Besucher aus den USA.
Geld bringt der Mittelstand
Und während Europäer und Deutsche dank starkem Euro derzeit günstig in Las Vegas Urlaub machen, verzichten viele Amerikaner inzwischen ganz auf den Las-Vegas-Trip. Jetzt könnte sich die Tatsache, dass die Metropole sich in den letzten Jahren zu sehr als Hort der Reichen und Schönen vermarktet hat, rächen. Las Vegas Convention and Visitors Authority, das Verkehrsamt der Stadt, hat errechnet, das 2003 ein Zehntel der Besucher über Einkommen von mehr als 100 000 US-Dollar verfügte, 2007 waren es dann bereits ein Viertel. Das wäre ein enormer Erfolg – ohne Finanzkrise.
Aber im gleichen Zeitraum schreckte das neue Image von Las Vegas offenbar auch Besucher ab. Denn verdiente 2003 noch die Hälfte der Las-Vegas-Besucher 60 000 US-Dollar und weniger, so waren es vier Jahre später nur noch 28 Prozent. Das heißt, die kleinen Zocker und der amerikanische Mittelstand blieben schon lange vor dem Desaster mit den faulen Hypothekenkrediten weg. Von ihnen aber lebte die Stadt. Tausende von Spielern an einarmigen Banditen, nicht die Pokerrunden mit millionenschwerem Einsatz bringen das große Geld.
Der Ruf als günstiges, wenn auch manchmal ein wenig schäbiges Ziel hat Las Vegas durch viele Wirtschaftskrisen getragen. Die Stärke der Stadt war es immer, Glücksspiel, Glamour und große Show zu bezahlbaren Preisen zu bieten. „Wir haben das falsche Markenprofil“, kritisiert Keith Schwer, Wirtschaftsexperte an der Universität von Nevada, im Reisebranchendienst eturbonews die einseitige Tourismuspolitik der letzten Jahre in Las Vegas
source: focus
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen